Z 9 vom 01.09.1946


1.    Im August 46 wurde das Gesetz Nr. 25 des alliierten Kontrollrates veröffentlicht (Gesetz zur Regelung und Überwachung der naturwissenschaftlichen Forschung).

Unter das Verbot fällt nach Verzeichnis A dieses Gesetzes:

6) Entwicklung betr. elektromagnetischer Strahlung, die bezweckt:

a) das Auffinden von Gegenständen und Hindernissen     oder
b) die Standortbestimmung von Fahrzeugen, Kraftfahrzeugen, Schiffen, Unterseebooten oder Geschossen     oder
c) selbständige Steuerung oder Fernsteuerung von Fahrzeugen, Kraftfahrzeugen, Schiffen, Unterseebooten oder Geschossen     oder
d) die Vernichtung von lebendem Versuchsmaterial; Untersuchungen zu rein medizinischen Zwecken oder zur Sicherung der allgemeinen Gesundheit bleiben hiervon unberührt.

7) Verschlüsselung oder die Vervollkommnung der Abhörsicherheit von Ferngesprächen mit Elektronen.

Nach diesem Gesetz Verzeichnis A, bedürfen Forschungen auf folgenden Gebieten vorherige Genehmigungen:

1) Elektromagnetische, infrarote, akustische Strahlung, die bezweckt:

a) Nachrichtenübermittlung auf telefonischem oder telegrafischem Wege,
b) Errichtung von öffentlichen Rundfunk- oder Fernsehanlagen,
c) Ermittlung ortsfester Sender durch anpeilen     oder
d) andere Anwendungen, die nicht gemäß Verzeichnis A unzulässig sind.

2) Röhren und andere Elektronen aussendende Vorrichtungen sowohl thermoionischer Emission, als auch mit Hilfe von kalten Elektroden.

Anträge zu b) müssen auf Vordrucken beim HQ der MilReg der Region in welcher die gewünschte Tätigkeit ausgeübt werden soll, eingereicht werden.


2.    Am 2.8. fand in München die Gründungsversammlung des VBKA (Verband Bayerischer Kurzwellen-Amateure) statt. Anwesend waren 51 Mann, darunter der 2. Vorsitzende des WBRC, OM Körner, Stuttgart, und als Gast ein Vertreter der Reichspost. Nach einer Diskussion über die Auslegung des Begriffes „aktive Nazis“ wurde festgelegt, daß vorläufig nur Nichtbelastete aufgenommen werden sollen. Es wurden Satzungen in Anlehnung an die des DASD bzw. BRAC-Entwurfes aufgestellt und von 35 wahlberechtigten Mitgliedern des Vorstand gewählt (1. Vorsitzender OM Kunschel, Unterhaching/München, .....).

Satzung und Fragebögen der Vorstandsmitglieder sind jetzt zwecks Genehmigung eingereicht.

Wir wünschen dem VBKA einen guten Start!


3.    Seit August 45 bemüht sich in Stuttgart der WBRC um Zulassung und führte am 17.8.46 seine Gründungsversammlung durch. Im Anschreiben des Clubs heißt es:

Werter Funkfreund!
Vor 1933 bestanden in Deutschland in nahezu 500 Gemeinden Radioverbände, die im Funktechnischen Verband als Spitzenorganisation vereinigt waren, jedoch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten aufgelöst wurden. Der einzige, bis zum Schluß bestehende DASD ist zerfallen. Wir haben uns daher entschlossen, für Nord-Württemberg und Nord-Baden den Württembergisch-Badischen Radioclub zu gründen. Die Genehmigung hierzu hat die amerikanische Militär-Regierung erteilt, ebenso dürfen wir in den Gemeinden Nordwürttembergs und Nordbadens Ortsverbände errichten und obiges Vereinsabzeichen führen (Buchstaben WBRC in plagiatorisch übernommenen schwarzen Rhombus mit offenem Schwingkreis).

Der Radioclub besteht auf demokratischer Grundlage, wird die Arbeiten der 1933 aufgelösten Radioverbände fortsetzen und gleichzeitig die Arbeiten des DASD im Rahmen der von der Militär-Regierung erlassenen Bestimmungen übernehmen. Aufgaben und Ziele des WBRC sind:

Der WBRC erstrebt unter Ausschluß aller politischen, gewerblichen und gesellschaftlichen Ziele, den Zusammenschluß aller Radio-Amateure und Radio-Hörer zur Förderung der gemeinsamen Interessen. Diese wird vor allen Dingen angestrebt durch:

  1. Einführung der Mitglieder in das Radiowesen,
  2. Literarische Veröffentlichungen,
  3. Vorträge und Berichte über den neusten Stand der Radio-, Bildfunk- und Fernsehtechnik,
  4. Beratung der Mitglieder über den Bau von Antennen, Entstörung, Umbau und Reparatur von Radiogeräten,
  5. Rechtsvertretung, z. B. Antennenstreitigkeiten,
  6. Förderung des Kurzwellenfunks,
  7. Bastelabende unter fachmännischer Leitung,
  8. Vermittlung von Kauf-, Verkauf- und Tauschgesuchen von Radioeinzelteilen, Röhren usw. an die Mitglieder,
  9. Zwanglose Zusammenkünfte zwecks Austausch von Erfahrungen,
  10. Besichtigung von Sendestationen und Radiofabriken unter sachverständiger Führung,
  11. Einflußnahme auf die Gesetzgebung im Sinne der Weiterentwicklung des Radio- und Fernsehwesens, z. B. Störschutzgesetz, Antennenrecht, usw.,
  12. Radioausstellungen.

Die Geschäftsstelle befindet sich: Stuttgart, Tagblatt-Turmhaus, Eberhardstr. 61.

Vorgesehen ist weiterhin die Bildung von Arbeitsgemeinschaften wie z. B. Schallaufnahme, Kurzwellen usw. Doch verlautet bereits, daß die KW-Amateure des Clubs beabsichtigen, ihre Gruppe selbständig zu machen. Anfragen sind zweckmäßig zu richten an den 2. Vorsitzenden OM Wolfram Körner, Stuttgart-West, ......


4.    Der Weserkurier vom 7/8/46 brachte folgende Meldung:

Ein „Arbeiter-Radiobund Deutschland“ ist von der Militärregierung für die gesamte britische Zone mit dem Sitz in Hannover zugelassen worden. Dies ist die erste amtlich zugelassene Organisation der Rundfunkhörer in Deutschland. Der Bund hat sich die Aufgabe gestellt, Mittler zwischen Sendeleitung und Hörerschaft zu sein und die Radio-Bastelfreunde täglich zu beraten.

Aus Kiel verlautet, daß die MilReg einen von der RPD unterstützten Antrag auf Zulassung der örtlichen Gruppe des Arbeiter-Radiobundes abgelehnt habe mit dem Bemerken, daß es dazu noch nicht an der Zeit sei. Angeblich soll der ARB vor 1933 in Kiel sieben Lizenzen gehabt haben, die bei der Machtergreifung mitsamt der Geräte und unter vorübergehender Inhaftierung der Inhaber kassiert worden seien. Der DASD soll von dieser Seite nicht sehr freundlich betrachtet werden.

Wegen der beanspruchten Priorität muß auf die Genehmigung des Vereins der Rundfunkhörer mit Sitz in Helmstedt u. a. verwiesen werden.


5.    D4ash soll die erste genehmigte deutsche Amateurstation nach dem Kriege sein. Seine 7-MHz-QSOs mit der Schweiz sind seit längerem aufgefallen. Die Station soll bezeichnenderweise im HQ der US-Army in Frankfurt sitzen.


6.    Bisher wurde die Tätigkeit der D4- und D2-Stationen der Reichspost in der brit. Zone nicht offiziell zur Kenntnis gebracht und von dieser auch jede Meldung unterlassen, da die technischen Einrichtungen eine Überwachung und gegebenenfalls Feststellung solcher Sender noch nicht gestattet ist.

Zu Z 8/4 verlautet, daß in Nordoe im Wesentlichen die Frequenzen der jetzt in Betrieb befindlichen Rundfunksender mittels einer Normalfrequenzanlage von Rohde & Schwarz überwacht werden. Von weiterer Beobachtungstätigkeit kann an dieser Stelle noch nicht die Rede sein. Doch ist im weiteren Ausbau anscheinend derartiges geplant, die die RP hat die Peilanlagen des ehemaligen Nachrichtenmittel-Erprobungs-Kommando der KM (NEK) übernommen.


7.    Zu Z 8/5 heißt es, daß dieser Senderwagen der RP bei Osnabrück Feldstärkemessungen auf 1330 kHz (Norddeutsche Gleichwelle) durchführen soll, um die Aufstellung eines 5-kW-Gleichwellensenders vorzubereiten. Von zwei 100-kW-Stationen, die sich im Bau befinden, soll einer in Langenberg eingesetzt werden.


8.    Die Welt 16/8 meldet:

Ein neuer im britischen Sektor Berlins befindlicher Sender wird das Programm des NWD-Rundfunks ab 17. August auf Mittelwelle 225,6 m täglich von 06.30 bis 23.30 übertragen.


9.    Im Rahmen der Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie ist mit dem Sitz in Hannover der Fachverband Rundfunk und Elektroakustik für die britische Zone gegründet worden.


10.    Wie von der Fa. Telefunken verlautet, baut das Werk in Ulm wieder die kommerzielle Röhre RV12P2000, während die Fertigung dieser Type in Berlin gestoppt worden ist. In Hamburg richtet Telefunken bei der Fa. Valvo das Röhrenprüffeld her. Es werden dort u. a. Senderöhren für öffentliche Dienste (Post, Polizei) hergestellt. Telefunken baut in Hamburg auch Sender für den neuen Polizeifunkdienst.


11.    Ab Mitte August wird das Berliner Programm auch vom Sender Schwerin auf 1231 kHz, entspr. 243,6 m, ausgestrahlt.


12.    Prof. Bartels (Universität Göttingen) gab kürzlich einen zusammenfassenden Bericht über den Zusammenhang zwischen Sonnentätigkeit, Ionosphärenzustand und Erdmagnetismus.

Die Annahme, daß die spontanen Störungen im Erdmagnetismus auf korpuskulare Einstrahlung von der Sonne herrührt, hat sich weiter bestätigt. In mehreren Fällen konnte erst kürzlich wieder beobachtet werden, daß einige Zeit nach dem Eintreten einer optisch beobachteten Eruption kräftige Störungen im Erdmagnetismus eintraten, die auf heftige magnetische Stürme in der Ionosphäre deuten.

Im Frühjahr 46 gelang es sogar, einen Mögel-Dellinger-Effekt direkt nach der optischen Beobachtung allgemein durch Rundfunk usw. im Voraus anzukündigen, da man wegen der Heftigkeit der Sonneneruption mit Sicherheit auf kräftige Störungen rechnen konnte. Die in der Ionosphäre fließenden Ströme entsprechen dabei rund 106 Ampere.

Wie dies schon früher häufiger ausgeführt ist, hängen die Ausbreitungsbedingungen von der Sonnenfleckentätigkeit ab, es sind in diesem Jahr bereits mehr Sonnenflecken beobachtet, als in der gesamten Periode 38/39. Da wir noch im ansteigenden Ast sind, wird mit DX auf UKW zu rechnen sein, wie es bisher noch nicht erreicht werden konnte. Durch Beobachtung des Erdmagnetismus kann man auch solche Sonneneruptionen noch erfassen, die sich der optischen Beobachtung infolge Ausfilterung in der Atmosphäre entziehen.

Als ganz besonders interessantes Phänomen sei noch erwähnt: Während einer besonders heftigen Sonneneruption in diesem Frühjahr hat man beobachtet, daß Funkmeßgeräte auf 150 MHz beim Einrichten auf die Sonne ein starkes Rauschen im Empfänger zeigten (ohne daß der Sender des Funkmeßgerätes in Betrieb war!). Die Einstrahlung ist also so intensiv gewesen, daß selbst in diesem langwelligen „Licht“-Bereich soviel Energie vorhanden war, um ein empfindliches Empfangsgerät zum Ansprechen zu bringen. Es dürfte dies wohl das erste Mal sein, daß man mit einem normalen Empfänger außerirdische Zeichen so niedriger Frequenz einwandfrei hat aufnehmen können.

Lü.


13.    Der Sekretär des Österreichischen Versuchssenderverbandes (ÖVSV) teilt mit:

„Wir haben bereits im August vorigen Jahres mit der Reaktivierung des Verbandes begonnen und im März 1946 die endgültige Bewilligung zur Aufnahme der Tätigkeit für das ganze österreichische Bundesgebiet erhalten und am 12. Mai 1946 hielten wir unsere Hauptversammlung ab, die einen guten Verlauf nahm. Präsident ist der altbekannte OM Erwin Heitler, ex OE1ER. Als Zeitschrift dient uns die Radiotechnik, die uns genügend Raum zur Verfügung stellt. Die Funktechnik ist früher unter dem Namen Radio-Amateur erschienen und ausgezeichnet gehalten . . . . . Wir können uns derzeit nur empfängerseitig betätigen, da die Senderei noch untersagt ist und sicher geraume Zeit auf sich warten lassen wird. Da wir so lange Jahre warten mußten, werden wir es auch jetzt noch ohne Sender aushalten und die Zwischenzeit oder besser gesagt Wartezeit damit ausfüllen, um unsere Empfangseinrichtungen den Errungenschaften der letzten Jahre, in denen wir ja von der Außenwelt abgeschlossen waren, anzupassen und um uns klar zu werden, wie wir später starten werden . . . . . Mit der IARU in USA stehen wir bereits seit Januar in Verbindung, leider haben wir aber die Zeitschrift QST bisher aus postalischen Gründen nicht erhalten können, doch hoffen ich nunmehr, diese Zeitschrift baldigst zu erhalten, da wir das aviso erhielten, daß sie uns mit der Fachliteratur der letzten Jahre versorgen wird.“

OM Blaschek wünscht weiter zu den Bemühungen der deutschen Amateure besten Erfolg und sendet die besten Grüße.


14.    Seitdem sich in der Kriegszeit tragbare UKW-Funksprechgeräte sehr bewährt hatten und diese industriell äußerst vervollkommnet wurden, haben sich auch die amerikanischen Amateure noch stärker als vor dem Krieg auf dieses Gebiet geworfen. Die Technik der Transceiver, tragbare Kleingeräte, deren Röhren und Teile umschaltbar wahlweise als Sender und als Empfänger dienen, ist drüben etwa seit 1935 bekannt. In den „Walkie-Talkie“-Geräten wurden mit modernsten Röhren (bis zu 25) und Schaltungen (Super) hergestellt. Die Anwendung von 1,3-V-Batterie-Eichelröhren und Fortschritte im Bau der Trockenbatterien erlaubten gegen Kriegsende den Bau „Handie-Talkie“ (Abb. 1), der bei einem Gewicht von gut 2 kg und einem Raum, nicht größer als dem eines Telefonhörers, Sender, Empfänger, Batterie und Antenne vereinigt. (Ähnliche deutsche Funksprechgeräte benutzten Handdynamos, wie sie aus Dynamolampen zur Stromversorgung bekannt sind.

Seit während des vergangenen Regimes deutsche Amateure zur Vermeidung der Beobachtung und Störung militärischer Geräte jede Betätigung auf Wellen unter 10 m untersagt wurde (Funkschriftsteller, welche die Sinnlosigkeit dieses Verbotes sachlich bewiesen, wurden gemaßregelt), ist uns dieses interessante und zukunftsreiche Gebiet nur noch sagenhaft in Erinnerung. Nicht nur die amerikanische Amateurzeitschriften bringen Handie-Talkie-Schaltungen und Bauanweisungen, auch die Amateure der Länder, die durch die Ereignisse der letzten Jahre auch am Einblick in die letzten Entwicklungen gehindert waren, stürzen sich mit Eifer auf diese Technik (z. B. Dänemark). Im neuen amerikanischen Frequenzplan soll angeblich für den drahtlosen Verkehr der dortigen Stadtbewohner das Frequenzband 460–470 MHz für die Handie-Talkie-Telefonie reserviert worden sein.

Die nötigen Batterien werden u. a. von den Everready-Werken unter der Bezeichnung MINI-MAX hergestellt. Die Standardtype mit 67,5 V hat bei 8–11 mA Entladestrom eine Betriebsdauer von 25–50 Stunden. Der gedrängte Aufbau wurde möglich durch Anwendung flacher, geschickt konstruierter Elemente, die ohne die bisher üblichen Verbindungsleitungen direkt aufeinandergeschachtelt werden. So ist es möglich, die Maße der Abbildung glaubhaft zu machen (Abb. 6).

Zwei typische Schaltungen aus den amerikanischen Zeitschriften QST April 46 (Abb. 2) und CQ Januar 46 (Abb. 3) seien hier als Beispiel gebracht. Es wird bei diesen Geräten allgemein die Ultraaudionschaltung verwendet und in der Empfangsstellung die Pendelrückkopplung (zur Erzielung einer hohen Empfindlichkeit) durch Anlegen einer positiven Spannung über einen hohen Widerstand an das Steuergitter erzielt. Leider haften der Schaltung einige Mängel an. Ein selbsterregender Sender, der Leistung abgeben soll, ist ohne besondere Maßnahmen niemals frequenzstabil zu betreiben. In einem Geradeausempfänger wäre die Sendung nur schwer, in einem Super gar nicht aufnehmbar. Der Superregenerativempfänger hat wegen des ständigen Pendeln seines Arbeitspunktes ein sehr breites Empfangsband (Die Unselektivität störte in dem wenig besetzten Frequenzband bisher nicht), so daß dieser Fehler den Mangel des Senders ausgleicht. Das Gerät erfüllt jedenfalls so seinen Zweck und auch das dem Superregenerativempfänger eigene Rauschen in den Empfangspausen wird den Amateur kaum stören.

In Deutschland wird man selbst bei Vorhandensein von Lizenzen vorläufig nicht an solche Geräte denken können, da geeignete Batterien fehlen. Auch die Röhrenfrage ist nicht leicht zu lösen. Am geeignetsten erscheinen noch die kommerziellen Röhren RV2,4T1 und RV2,4P700, die sich aus 2 Edisonzellen heizen ließen. Die D-Röhren, die in ihren elektrischen Eigenschaften den E-Röhren ähneln, liegen mit ihrer Betriebsgrenze selbst bei Gegentaktbetrieb (DDD 11) und Anwendung von Resonanzleitungen bei 2,5 m. Um aber zu kleinen Antennenabmaßen zu kommen, erscheint es wünschenswert, die Frequenz höher zu legen. Für stationären Betrieb ließen sich die Einheitsröhre RV12P2000 als Penthode und Triode, sowie die Triode RL12T1 oder besser noch die Lorenzröhre RD12Ta verwenden.

Bei dieser Betriebsart würde sich zur Leistungssteigerung in der Verkehrsrichtung der Betrieb mit Richtantennen lohnen. Eine wegen ihrer Einfachheit empfehlenswerte Type (die Seitenstrahler können auch fort gelassen werden und der Strahler in der Mitte gespeist werden), ist die bei uns wenig bekannte Yagi-Antenne, die gute Wirksamkeit und kleine Abmaße vereinigt (mit Erfolg auch bei den meisten cm-Radar-Verfahren angewandt). Abb. 5 zeigt Aufbau und Richtcharakteristik.

Für die in den USA zum Verkehr innerhalb eines Gebäudes verwandten Transceiver mit Ankoppelung der Antenne an das Lichtnetz dürften sich längere Wellen empfehlen.


15.    Als in den USA während des Krieges die Lizenzen eingezogen wurden, verfielen die Amateure auf andere Verbindungswege wie z. B. modulierte Lichtstrahlen und Trägerfrequenztelefonie über das Lichtnetz (bekanntlich gestattet die FCC eine geringe Fernwirkung, so auch für den drüben vielfach verwendeten „drahtlosen Plattenspieler“). Es wurden meistens Geräte mit Empfängerröhren in ECO-Schaltung verwandt, wobei eine Spule an den Abstimmkreis gekoppelt und beiderseitig über Kondensatoren an das Netz angeschlossen waren. Die Reichweite ist von der Frequenz abhängig. Bei gleicher Leistung beträgt sie z. B. auf 100 kHz 750 m, auf 500 kHz 150 m und auf 1000 kHz 75 m.

73 Mü


Es hat sich allmählich herumgesprochen, daß während des Vormarsches der Alliierten in Deutschland in einigen Gebieten deutsche Sendeamateure in Untersuchungshaft genommen wurden. Einige sind nach mehrmonatiger Haft entlassen worden, müssen sich aber teilweise regelmäßig bei der FSS melden. Es ist anzunehmen, daß während der militärischen Okkupation eines Gebietes andere Gesichtspunkte maßgeblich sind, als dies nach der Kapitulation der Fall war, woraus sich unterschiedliche Behandlungsmethoden erklären können. Von den Betroffenen wurden jedoch Argumente angeführt, die es wahrscheinlich machen, daß nur solche Amateure festgesetzt wurden, die gleichzeitig denunziert worden waren. Es ist der Eindruck entstanden, daß die untersuchenden Dienststellen die irrige Meinung hatten, der DASD sei von der Abwehr oder gar dem SD eingesetzt gewesen.

Es ist in den Zirkularen und an anderer Stelle bereits aufgezeigt worden, welchen Anteil die Amateure anderer Länder an der Kriegsführung der Alliierten genommen haben, sowohl was ihren militärischen Einsatz oder den in der Industrie anbelangt, als auch der, den die ausländischen Amateurverbände beim Aufbau von Reserveorganisationen und beim Aufziehen von Beobachtungsnetzen geleistet haben. Es ist hier nicht der Platz um die Pflichten von Staatsbürgern zu erörtern und den Anteil zu begrenzen, den der Staat durch Ausnutzung ihrer Fähigkeiten für seine Zwecke billigerweise zu fordern vermag. So etwas hat noch nicht einmal an anderer Stelle zu einem Erfolg geführt. Die Gründe für die Zulassung des Amateurfunks im Krieg, wie sie sich uns dargestellt haben, sind bereits im großen Rundbrief niedergelegt worden und haben damit in Kiel der 19. FSS und in Göttingen der MilReg vorgelegen, wie sie auch der RSGB zugänglich gemacht worden waren. Daß die RP des DASD Vorhersagen für die Ausbreitungsbedingungen von Kurzwellen aus den gesammelten Lautstärkemeldungen zusammenstellte, war bekannt. Daß, um den amtlichen Überwachungsstellen ihre Arbeit zu erleichtern, Berichte über Dauer und Art der eigenen Sendung seitens der Amateure eingesandt wurden, erscheint selbstverständlich – daß diese Überwachungsstellen von der Abwehr betrieben wurden, ebenso, daß über die Tätigkeit von offensichtlichen Schwarzsendern in den Amateurverbänden zu berichten war, ist angesichts der stets streng legalen Haltung der im DASD verbundenen Amateure (und angesichts des Schadens, den die Schwarzsender der Amateurbewegung zufügten) ebenso selbstverständlich. Es ist bekannt und soll hier nochmals festgestellt werden, daß von den Amateuren aus keine weitere Zusammenarbeit bestanden hat und daß über weitere Auswertung und Ausnutzung der Berichte keine Einzelheiten verlautbart wurden. Das die Tätigkeit etwa von der Wehrmacht eingezogener und eingesetzter Amateure war, ist natürlich ebensowenig bekanntgegeben worden. So etwas muß man wohl der Kriegsführung eines jeden Staates überlassen und es steht jedenfalls in keinem Zusammenhang mit ziviler Amateurtätigkeit auf deutscher Seite vor und während des Krieges.

Wir deutschen Amateure haben keinen Grund, diese Erörterung zu scheuen. Im Gegenteil, sie muß einmal durchgeführt werden und wird örtlich immer wieder vorkommen, wenn es jetzt, wie es in der USA-Zone bereits eingeleitet ist, auch in anderen Teilen Deutschlands zur Bildung von KW-Amateur-Organisationen kommt. Wir wollen auch in Zukunft keineswegs als „Heckenfunker“ gelten. Bei unserem Bestreben zur Legalität und zur Einhaltung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen lehnen wir solche Ideen als absurd ab. Zudem haben wir in der nächsten Zeit genug damit zu tun, uns mit dem bekannt zu machen, von dem wir teils durch Verordnungen des vergangenen Regimes, teils durch den Krieg lange Jahre hindurch abgeschnitten waren, vom Fortschritt der Amateurgemeinde der Welt.

Wenn wir jetzt in der Lage sein sollen, unseren Anteil an diesen Arbeiten auszuführen, wird es jetzt Zeit, den Gedankenaustausch untereinander und mit der Welt aufzunehmen im Rahmen gesetzlich zugelassener Amateurorganisationen. Genau wie im politischen Leben eine allmähliche Einweisung und Eingewöhnung in die in aller Welt geltenden Regeln durchgeführt wird, ist dies auf unserem Gebiet nötig, damit wir dereinst unseren Baustein zum Werk aller Völker auf diesem Gebiet beitragen können.


16.    Es muß in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit folgender Zuschrift hingewiesen werden

Mit dem stetigen Anwachsen des internationalen Amateurverkehrs mehren sich auf den Bändern die „Lizenzen aus eigener Machtvollkommenheit“. Besonders an den Wochenenden ist häufig eine erhebliche Anzahl solcher Sender mit cw wie auch mit fone festzustellen.

Der Inhalt der QSOs und Rundsprüche (!) ist in mehreren beobachteten Fällen geeignet gewesen, das Ansehen des Amateurfunks zu schädigen und den gesamten Sport in ein schiefes Licht zu rücken.

Darüber hinaus muß in aller Klarheit betont werden, daß jede etwaige Unlis-Tätigkeit in Deutschland im Augenblick für den Neuaufbau einer deutschen Amateurbewegung eine große Belastung darstellt, ja, daß sie sogar geeignet ist, alle derzeitigen Pläne von vornherein zum scheitern zu verurteilen.

Es gibt viele Dinge, die wichtiger sind als der Senderbau – und die dabei nicht die Gesamtheit mit grundlosen Verdachtsmomenten belastet. Planen wir jetzt für die Zukunft, bringen wir unsere Geräte und Meßeinrichtungen in Stand und vervollkommnen wir unser Wissen! Freiwillige Disziplin war noch stets das, was am höchsten zu werten war.

Es ist nur bedauerlich, daß die Kreise, an die sich dieser Appell richten könnte, vom Zirkularumlauf nicht erfaßt werden, da sie sich erfahrungsgemäß außerhalb jeder geordneten Organisation halten.


17.    Aus einem Dialog im NWD-Rundfunk am 23.8.:

Neben der bekannten Ortung und Navigation von Fahrzeugen werden Funkmeßverfahren jetzt auch in der Wetterforschung angewandt. Wie von anderen Gegenständen werden Funkwellen auch von den Wassertropfen der Wolken zurückgeworfen, wobei die Bilder auf dem Leuchtschirm im Gegensatz z. B. zu dem scharfen und stetigen Bild eines Flugzeuges auseinandergezogen und aufgelockert und von schwankender Lichtstärke sind. Die moderne Wettervorhersage beruht auf der genauen Kenntnis der Fronten zwischen warmen und kalten Luftströmungen. An diesen Grenzen, der „Kaltluftfront“, erfolgt infolge Abkühlung und Kondensation der Luftfeuchtigkeit Wolkenbildung. Die Lage, Ausdehnung und Bewegungsrichtung einer solchen Kaltluftfront läßt sich also mittels Radar bis in alle Einzelheiten verfolgen. Bisher konnten Gewitter nur als „wahrscheinlich“ vorausgesagt werden. Jetzt lassen sich plötzlich bedrohliche Wolkenbildungen auf große Entfernungen sofort erfassen und zumindest eine Viertelstunde vorher der genaue Ort des Auftretens vorherbestimmen, was besonders für Flugplätze, Kraftwerke und dergleichen Anlagen wichtig ist.

Im Dezember 44 befand sich ein amerikanischer Flugzeugträger bei den Philippinen 40 Meilen von einem Zyklon entfernt. Typisch ist das sogenannte „Auge des Zyklons“, eine in seiner Mitte mit ihm wandernde Zone schönen Wetters. Die Frontenbildung an diesem „Auge“ konnte mit Hilfe der Radargeräte des Trägers rechtzeitig erfaßt werden, um das Schiff in sicheres Seegebiet zu steuern.

Besonders wichtig ist die Wetterforschung für die moderne Luftfahrt in großen Höhen, wo Radar eine genaue Angabe der Vereisungsgrenze ermöglicht. Die in der Atmosphäre durch Abkühlung der Luftfeuchtigkeit entstehenden Wassertropfen können nur eine bestimmte Größe erreichen, nach deren Überschreiten sie sich teilen. An der Gefriergrenze aber entsteht der Wassertropfen um einen Schneekern herum und die dadurch sich bildenden übergroßen Tropfen ergeben auf dem Leuchtschirm ein besonders Lichtstarkes Bild.

Auch die kostspielige Erforschung der Höhenwinde durch Anpeilen eines Ballons mit Radiosonde (einem kleinen Ballonsender mit geringer Reichweite, der noch dazu in den meisten Fällen nach der Messung verloren war) wird dadurch wesentlich verbilligt, daß man den Ballon mit einem Drahtnetz versieht, das sich auf große Entfernungen mit Radar verfolgen läßt.

Die außergewöhnlichen Ausbreitungserscheinungen von Radarwellen, wie sie in den Tropen vielfach beobachtet werden, haben übrigens den gleichen Grund, wie Luftspiegelung (Fata Morgana): das Entstehen einer besonders stark spiegelnden Schicht in der Atmosphäre.


18.    Die QST Jan. 46 meldet:

Nachdem das 5300-MHz-Band (5,7 cm) im November 45 für Amateurbetrieb freigegeben war, werden dort Sender und Empfänger unter Verwendung von Klystrom-Röhren betrieben (Sperry Roflex-Klystrom 2K43). Diese Röhre hat einen Arbeitsbereich von 4200–5700 MHz. Ihre Daten sind: Heizung 6,3 V / 1,3 A, Anode 1000 V / 50 mA, Fokussierungsspannung –250 bis 400 V. Mit diesen Daten läßt sich eine Ausgangsleistung von 1 Watt erzielen.


73 Mü


Ende des Z 9 vom 01.09.1946

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

..._._


Inhalt 1946 Rundspruch-Archiv