Kiel, den 21.3.1952

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 3/52


ÜBERSICHT:


1) Drei Jahre „DL“

Zum dritten Male jährt sich in diesen Tagen ein für den deutschen Amateurfunk bedeutsames Ereignis: das Inkrafttreten des Amateurfunkgesetzes und damit die erste Lizenzausgabe nach dem Kriege. Aus den ersten rund 800 DLs, die am 23./24. März 1949 ihre Lizenz erhielten, sind inzwischen über 2500 geworden, eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung, die nicht zuletzt durch die in den Ortsverbänden geleistete Ausbildungsarbeit ermöglicht wurde. Den OM, die sich für diese Aufgabe in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt und dabei oft große zeitliche und auch materielle Opfer auf sich genommen haben, sei aus diesem Anlaß einmal ganz besonders gedankt. Darüber hinaus gilt der Dank des DARC auch den Verbindungs-OM zu den Oberpostdirektionen und den Prüfern, die mit dazu beigetragen haben, daß sich das Verhältnis zu unseren Lizenzbehörden überall in so erfreulicher Weise entwickelt hat. Mit dem Dank verbindet sich die Bitte an diese OM, auch weiterhin in gleichem Maße für unsere Newcomer tätig zu sein.

Es soll nicht verkannt werden, welche Belastung damit oft für den einzelnen, gerade in der heutigen Zeit, verbunden ist, in der fast jeder schon beruflich übermäßig beansprucht wird. Aus diesem Grunde sollte auch, mehr als bisher, daran gedacht werden, nicht nur den Nachwuchs an DLs, sondern auch Ausbildungskräfte heranzubilden; denn oft sind es immer die gleichen OM geblieben, die diese Aufgabe bewältigen. Auch sie wollen sich aber gern einmal ihren eigenen Interessen widmen können, und es kann ihnen nicht zugemutet werden, nun ständig darauf zu verzichten, nur weil sich keiner findet, der bereit wäre, ihnen diese Aufgabe abzunehmen.

Leider kann man nämlich oft die Beobachtung machen, daß sich die DLs, wenn ihr OV sie erfolgreich auf die Prüfung vorbereitet hat und sie die Lis in der Tasche haben, sich in ihr Shack zurückziehen, den OV OV sein lassen und höchstens noch mal gesehen werden, wenn es QSL-Karten gibt. Sie fassen es aber als unbillige Zumutung auf, wenn man nun auch von ihnen eine aktive Mitarbeit und Unterstützung der 'Neuen' erwartet, wie sie ihnen vorher selbst gegeben wurde.

Dies OM, die ihren Verband dann nur noch als Zeitschriftenlieferanten und Kartenvermittler betrachten, sind leider keine Einzelerscheinungen. Eine Verbandszugehörigkeit beschränkt sich ja aber nicht allein auf die Beitragszahlung und das Entgegennehmen irgendwelcher regelmäßigen Leistungen – dafür braucht man keinen Verband –, sondern erfüllt sich doch erst in einer aktiven Mitarbeit aller Mitglieder an den Aufgaben und Zielen dieses Verbandes. Das sollte den einspännig fahrenden OM doch einmal vor Augen gehalten werden. Sie sind es auch meist, die mit einer Kritik besonders schnell bei der Hand sind, dabei aber gern übersehen, wie leicht sie die von ihnen kritisierten Zustände durch eigene Mitarbeit selbst beseitigen könnten.

Gerade dieses Problem sollte über der berechtigten Zufriedenheit mit dem rein zahlenmäßigen Aufschwung, den der deutsche Amateurfunk in den hinter uns liegenden drei Jahren genommen hat, nicht vergessen werden.


2) Mitarbeit am DL-QTC

Die Schriftleitung des DL-QTC würde es begrüßen, wenn aus den Reihen der OM in größerer Zahl Berichte über Geräte, Tests, Entwicklungen usw. eingehen würden, denn auch beim DL-QTC zeigt sich, daß es fast immer die gleichen OM sind, die zur Ausgestaltung der Clubzeitschrift beitragen. Je mehr Material eingeht, desto leichter ist es, daraus das Beste auszuwählen und die Zeitschrift sowohl im Inhalt wie im Umfang weiter zu verbessern. Auch kleine Kniffe und Zusatzeinrichtungen sind von Interesse für die vom Technischen Referenten geplante neue Rubrik der Kniffe und Schliche.

In den OV-Versammlungen kommen häufig Entwicklungen und Erfahrungen zur Sprache, die auch für einen größeren Kreis wertvoll wären. Hier bedürfte es manchmal vielleicht nur eines kleinen Anstoßes durch den OVV, um daraus auch einen Artikel für das DL-QTC werden zu lassen. Oft ist es nur die vermeintliche Ungewandtheit im schriftlichen Ausdruck, die den OM davon abhält und fast stets nur Einbildung ist.

Daß das DL-QTC nicht die üppigen Honorare der großen Funkzeitschriften zahlen kann, ist ja schon oft erwähnt worden; aber sollte nicht im Interesse der Allgemeinheit das mit der geringeren Honorierung verbundene indirekte Opfer gebracht werden können?

Wie auch die Leserumfrage gezeigt hat, werden mehr technische Artikel (Baubeschreibungen usw.) gewünscht. Es ist aber zur Zeit – das muß offen gesagt werden – nicht eine finanzielle Frage sondern eine Frage des geeigneten Materials, ob und wann eine geplante Erweiterung des DL-QTC in dieser Richtung möglich wird.


3) 'Kommerzielle'

In der letzten Zeit wurde mehrfach auf die schwierigen Verhältnisse hingewiesen, die durch das gleichzeitige Arbeiten von Amateuren und kommerziellen Funkstellen im 80- und 40-m-Band entstanden sind. Die wirksamste Selbstverteidigung ist und bleibt eine gute Ausnutzung der Bänder, dabei ist nach Möglichkeit insbesondere die Telegrafie stärker zu bevorzugen. Es macht erfahrungsgemäß weniger Schwierigkeiten, ein CW-Zeichen (und die kommerziellen arbeiten meist in CW) gegen den Hintergrund eines stetigen Fone-Signals zu lesen, als gegen den rhythmisch wechselnden eines CW-Zeichens. Starke Betonung der CW bei uns macht automatisch das Band für kommerzielle Dienste weniger betriebssicher und damit weniger anziehend.

Mit allem Nachdruck sei aber nochmals betont, daß absichtliche Störungen (wie es an einer Stelle bereits vorgekommen ist) uns kaum nützen, weil dadurch die Verhandlungen nur erschwert werden. Das FTZ ist bemüht, alle deutschen kommerziellen Dienste aus den Bändern herauszuhalten; im Gegensatz zu den im DL-QTC Nr. 3/52 gemachten Angaben sind jedoch noch nicht alle Sender tatsächlich verlegt. Entsprechende Verhandlungen sind seit längerer Zeit aufgenommen.

Mit dem Übergang zu den Sommerbedingungen ist ohnehin mit einer gewissen Erleichterung der Lage zu rechnen, was aber naturgemäß das Grundproblem nicht ändert.


4) Notrufe

Aus gegebenen Anlaß wird gebeten, bei Ersuchen um Aussendung von Hilferufen nach Medikamenten unbedingt eine vom behandelnden Arzt des betreffenden Patienten unterzeichnete Bescheinigung zu verlangen, die folgende Punkte enthalten soll:

a) Genaue medizinische Bezeichnung der Krankheit in lateinischer Sprache,
b) Erklärung, daß akute Lebensgefahr vorliegt,
c) Erklärung, daß das gewünschte Medikament auf normalem Wege in Deutschland nicht zu beschaffen ist.

Wenn die Bedingungen b) und c) nicht erfüllt sind, ist die Aussendung eines Notrufes nicht gerechtfertigt. Wenn der durch eine Amateurstation abgegebene medizinische Notruf als besondere Hilfsmaßnahme erhalten und seine Wirkung bewahrt werden soll, muß durch größte Sorgfalt des einzelnen Amateurs verhindert werden, aus mißbrauchter Hilfsbereitschaft ein leider oftmals feststellbares Sensationsbedürfnis der Presse zu unterstützen.


5) DARC-Satzung

Die gemachten Erfahrungen haben gezeigt, daß die Satzung in einigen Paragraphen eine mehrdeutige Auslegung zuläßt bzw. ihre Handhabung Schwierigkeiten verursacht. Auf derartige Fragen soll daher künftig in den OV-Rundschreiben eingegangen werden. Sobald genügend Material vorliegt, ist die Herausgabe eines besonderen Kommentars vorgesehen. Falls sich ausdrückliche Satzungsänderungen als nötig oder zweckmäßig erweisen, wird darüber vom Amateurrat zu beschließen sein. Derartige Vorschläge sollten daher ggfs. bereits jetzt von den OVen an ihren Distrikt gegeben werden.

Satzungsgemäß steht den OV-Vorständen in gewissen Fragen eine direkte Entscheidungsbefugnis zu. Wo es sich um wichtige Beschlüsse handelt (z. B. Ausschluß eines Mitglieds durch den Vorstand gem. § 11) sollte jedoch vorher auf jeden Fall über den betr. Punkt eine ausdrückliche Abstimmung der Mitglieder des OVs herbeigeführt werden. Der OVV hat dann die Gewißheit, daß er auch in dieser Angelegenheit im Sinne seiner Mitglieder entscheidet und ist nicht nur auf einen – manchmal täuschenden – Stimmungseindruck angewiesen. Er setzt sich außerdem der Gefahr aus, daß evtl. ein Mißtrauensantrag gegen ihn mit der Begründung erhoben wird, er habe gegen die Ansicht des OVs entschieden.


6) Aus der IARU

Mit dem letzten Rundschreiben der IARU wurde Anfang des Jahres auch der Aufnahmeantrag des DARC den 42 Mitgliedsverbänden der IARU zur schriftlichen Abstimmung vorgelegt, die zur Zeit läuft. Gleichzeitig stehen die Aufnahmeanträge der Radio Society of Bermuda und des Guayaquil Radio Club (Ecuador) zur Entscheidung.


7) Morseübungssendungen

Der DARC dankt DL1TQ für seine bisherige erfolgreiche Durchführung eines regelmäßigen Morsekurses. Dieser Kurs wird jetzt durch DL1VEA an jedem Dienstag und Donnerstag um 17 Uhr auf ca. 3580 kHz fortgesetzt. Außerdem sendet DL1GA täglich einen Morsekurs von Schallplatten mit einer jeweiligen Dauer von 15 Minuten. Diese Sendung erfolgt täglich um 13.15 Uhr, zusätzlich sonnabends um 17 Uhr und evtl. sonntags um 10 Uhr auf ca. 3590 kHz.

Ein CW-Rundspruch mit Auszügen aus dem Deutschland-Rundspruch wird künftig an jedem Sonntag um 10 Uhr auf ca. 7010 kHz von DL1CS bzw. DL1CO ausgestrahlt; die erste Sendung erfolgt mit Tempo 90 BpM, die anschließende Wiederholung mit 60 BpM. Sobald erteilt, wird das Rufzeichen DLØST verwendet; Anruf ‚QST de DLØST‘. ZAP (nur Rufzeichen und RST) ist vorgesehen.


8) Sonstiges

a) Nachlieferung des DL-QTC
Die Nr. 1/52 kann nicht mehr nachgeliefert werden. Bitte bei Neuaufnahmen zu beachten und keine Nachbestellungen mehr annehmen.

b) Beiträge

.....

c) OV-Anteile
.....

d) Veränderungen

Neuer Distrikts-Vorstand Köln-Aachen:
DV: Oskar Becker, DL1JU
Stellv. DV: Peter Strauch, DL3PY

Neue Ortsverbände:

OV Lindenberg/Scheidegg (Allgäu): OVV Hans Wiedemann
OV Vaihingen/Enz: OVV Fritz Oster, DL6JV

Neue OV-Vorsitzende:

OV Celle: Max Mathis, DL1QU
OV Friedrichshafen: Martin Eisele
OV Köln: Bernhard Heinemann, DL1XO
OV M. Gladbach/Rheydt: Heinz Kiesau, DL1YK
OV Schwabach: Herbert Niehoff, DL3GE

e) Es besteht Veranlassung, festzustellen, daß DL1-- nicht Mitglied des DARC ist.


VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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