Kiel, den 18.10.54

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 10/54


ÜBERSICHT:


1) Vor Entscheidung über die Beitragserhöhung

Dem Amateurrat sind mittlerweile die Vorschläge des geschäftsführenden Vorstands für eine Neufestsetzung des DARC-Beitrags ab 1. Januar 1955 vorgelegt worden, die hiermit inhaltlich auch den Ortsverbänden bekanntgegeben werden.

Im Protokoll der Münchener AR-Sitzung und in den letzten beiden OV-Rundschreiben wurde bereits ausführlich erläutert, daß angesichts der gestiegenen Selbstkosten – insbesondere durch die Portoerhöhung – eine Beibehaltung der bisherigen Clubleistungen nur durch eine entsprechende Beitragserhöhung möglich sei. Um das zu erkennen, genügt im übrigen auch ein Blick auf die letzte Jahresabrechnung.

Die Einnahmen des Clubs wurden im Geschäftsjahr 1953/54 in voller Höhe für die normalen Leistungen beansprucht, und eine einzige unvorhergesehene Belastung (Defizit der Iserlohner Tagung) führte bereits zu einem Ausgabenüberschuß und damit zu einem Rückgriff auf die Substanz. Im laufenden Geschäftsjahr erfordern aber schon die normalen Leistungen Mittel, die die Einnahmen übersteigen. Allein die Portoerhöhung bringt ab 1. Juli Mehrausgaben im Betrag von DM 500 bis 600 monatlich mit sich, d. h. ca. 10 Pfg. pro Mitglied. Zur Deckung wurden die Distrikts- und OV-Anteile vorübergehend um 25 % gekürzt und außerdem die AKT-Beilage im DL-QTC auf ein Blatt beschränkt. Statt, wie vorgesehen, die Leistungsfähigkeit des Clubs für seine Mitglieder zu vergrößern, wurde sie also verringert. Bloß, um nur das frühere Niveau wieder zu erreichen, ist demnach eine Erhöhung der Einnahmen, d. h. eine entsprechende Beitragserhöhung unvermeidbar.

Wenn alle berechtigten Wünsche erfüllt werden sollen, ist es damit aber nicht getan. Ganz allgemein erwarten die Mitglieder mehr von ihrer Zeitschrift und auch vom Technischen Referat, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Auch hier handelt es sich in erster Linie um ein finanzielles Problem. Will man die Pläne in dieser Hinsicht sofort verwirklichen, müßte man das bei der Neufestsetzung des Beitrags auch noch berücksichtigen. Sonst bleibt nur die Möglichkeit, damit so lange zu warten, bis sich durch ein weiteres Anwachsen der Mitgliederzahl das Gesamtbeitragsaufkommen entsprechend erhöht.

Aus den zahllosen Stellungnahmen derjenigen Ortsverbände, die sich sachlich mit dem ganzen Problem auseinandergesetzt haben, geht im allgemeinen hervor: In Anbetracht der gestiegenen Kosten wird eine geringfügige Beitragserhöhung um 15 Pfg. pro Monat, d. h. auf DM 2,– pro Monat bzw. DM 6,– pro Quartal für zumutbar gehalten, wenn dann die Leistungen des Clubs in bisherigem Umfang beibehalten werden können. Bei einer weitergehenden Erhöhung rechnen die meisten Ortsverbände jedoch mit einem Mitgliederschwund, der nur dazu führen könne, das Gesamtbeitragsaufkommen nicht größer, sondern eher vielleicht noch kleiner werden zu lassen. Leistungssteigerungen solle man daher nur Hand in Hand mit einem aus dem Mitgliederzuwachs resultierenden, größeren Beitragsaufkommen verwirklichen.

Es sind nun noch mal eingehend die Möglichkeiten geprüft worden, die sich bei einer Erhöhung des Normalbeitrags auf nur DM 6,– pro Quartal bieten. Falls diese ab 1.1.55 in Kraft tritt, wäre es möglich, die Portomehrkosten aufzufangen, die Distrikts- und Ortsverbands-Anteile wieder auf die früheren Sätze (vor dem 1.7.54) zu bringen und dem DL-QTC wieder zwei AKT-Karten beizulegen. Der restliche Betrag aus dem Mehraufkommen könnte dafür verwendet werden, den Honoraretat des DL-QTC und den Etat des Technischen Referats für die Entwicklung von Geräten geringfügig zu erhöhen, die Bezüge der hauptamtlich angestellten (aber unterbezahlten) Kräfte des DARC in bescheidenem Ausmaß aufzubessern und eine Reserve zum Ausgleich des vorjährigen Defizits zu bilden.

Eine derartige Beschränkung auf DM 6,– pro Quartal birgt allerdings eine wesentliche Gefahr in sich: Löhne und Preise haben auch weiterhin eine steigende Tendenz, und es ist im Moment nicht abzusehen, wann eine Stabilisierung eintritt. Noch bekommen wir z. B. das DL-QTC trotz der bisherigen Steigerungen zum alten Preis. Bei weiterer Aufwärtsentwicklung des Lohn- und Preisgefüges kann aber schon bald der Moment kommen, wo sich die Preise nicht mehr halten lassen und wir auch für die Zeitschrift mehr bezahlen müssen. Dann stehen wir aber wieder vor der Alternative: Einschränkungen oder erneute Beitragserhöhung. Abgesehen von dem damit verbundenen, gerade eben erlebten Begleiterscheinungen wäre aber eine zweimalige Beitragserhöhung innerhalb kurzer Zeit schon aus psychologischen Gründen verfehlt.

Wenn man von diesen Überlegungen ausgeht, scheint es richtiger, bereits jetzt eine Beitragserhöhung auf mindestens DM 6,50 pro Quartal bzw. DM 2,20 pro Monat vorzunehmen. Sonst bleibt nämlich im ungünstigen Fall später nur die Möglichkeit, erstmal wieder die OV- und Distrikts-Anteile zu kürzen, wenn eine Krise vermieden werden soll. Nun ist zwar die Beibehaltung der Kürzung der Anteile bereits jetzt von mehreren Ortsverbänden vorgeschlagen worden. Einige OVe gehen sogar noch weiter und erklären sich mit einer bis zu 50 %igen Kürzung einverstanden, wenn sich auf diese Weise eine Beitragserhöhung überhaupt ganz vermeiden ließe. Die überwiegende Mehrzahl hat sich aber eindeutig für die Wiedereinführung der höheren Anteile ausgesprochen. Das ist auch richtig, denn die wirkungsvolle Ausbildung der Newcomer und die Betreuung der Mitglieder durch die Distrikte und Ortsverbände sind mit die wesentlichsten Aufgaben des Clubs und erfordern nun einmal gewisse Mittel. Stehen diese nicht zur Verfügung, werden die Möglichkeiten der Ortsverbände eingeschränkt, und die Aktivität geht zurück, wenn sie nicht am Ende sogar ganz erlahmt. Die Anteile sollten eher noch erhöht werden, eine Notwendigkeit, auf die vor allem die Distrikte hinweisen, die seit einiger Zeit ihre eigenen Mitteilungsblätter herausgeben (eine Einrichtung übrigens, die von den Mitgliedern dieser Distrikte ganz besonders begrüßt wurde und daher auch von anderen Distrikten nur zur Nachahmung empfohlen werden kann). Derartige Erhöhungen wären allerdings auch nur bei einem Beitrag von DM 6,50 pro Quartal möglich. In diesem Fall könnte dann allerdings den Distrikten etwa ein Drittel des Mehraufkommens zur Verfügung gestellt werden, während die übrigen zwei Drittel zum größten Teil für das DL-QTC Verwendung finden würden.

Unter Berücksichtigung der oben gegebenen Erläuterungen und der augenblicklichen Mitgliederzahlen ließe sich für das Geschäftsjahr 1955/56 der folgende Haushaltsvoranschlag aufstellen, wobei unter (a) ein Normalbeitrag von DM 6,– und unter (b) ein Normalbeitrag von DM 6,50 zu Grunde liegt. Die ermäßigten Beitragssätze sollen von der Erhöhung nicht betroffen werden, d. h. es bleibt auch weiterhin die Möglichkeit bestehen, den Beitrag in begründeten Fällen auf DM 4,– bzw. DM 2,– pro Quartal (ohne DL-QTC) zu ermäßigen. Die Beiträge für Familienangehörige sollen mit DM 2,– pro Quartal ebenfalls unverändert bleiben, desgl. die Aufnahme- und DE-Gebühren.

Einnahmen Ausgaben

(a)

(b)

(a)

(b)

130.700 139.700 Beiträge
1300 1300 Aufnahmegebühren
100 100 DE-Gebühren
3900 3900 Sonstige Einnahmen
Das DL-QTC: Verlag und Druck 45.000 50.000
Redaktion 12.000 12.000
QSL-Vermittlung 16.500 16.500
Distrikt- und OV-Anteile 27.300 30.000
Porti und Fernsprechgebühren 6000 6000
Drucksachen und Bürokosten 4500 4500
Reisekosten 2000 2000
Bücher und Zeitschriften 250 550
Geräte 2000 2000
Versicherung 1700 1700
Mieten 1200 1200
Gehälter 12.300 12.300
Sozialleistungen 1250 1250
IARU-Beitrag 1500 1500
Sonstige Ausgaben 1000 1000




136.000 145.000 136.000 145.000

Für das jetzt laufende Geschäftsjahr gilt dieser Voranschlag sinngemäß als Haushaltsplan, jedoch mit der Einschränkung, daß auf der Einnahmenseite die höheren Beiträge lediglich für ein Quartal (I/55) zu Tragen kommen, während auf der Ausgabenseite die Beträge insofern geringer sind, als die Portomehrausgaben erst ab 1.7.54 eingetreten sind, die OV- und Distrikts-Anteile in der Zeit vom 1.7.–31.12.54 um 25 % gekürzt waren, und sich auch die übrigen Mehrausgaben nur auf einen Teil des Geschäftsjahre auswirken.

Ganz allgemein ist zu den Vorschlägen zu sagen (und dies gilt auch für die Jahresabrechnungen), daß die Ausgaben der einzelnen Referate nicht getrennt erscheinen, sondern unter den jeweiligen Sachposten (z. B. Porti und Fernsprechgebühren etc.) für alle Referate und die Geschäftsstelle zusammengefaßt sind.

Nachdem die Beitragserhöhung als solche bereits im Juli beschlossen wurde, wird der AR jetzt im Rahmen einer schriftlichen Abstimmung bis zu 15.11.54 darüber zu entscheiden haben, ob der Beitrag ab 1.1.55 auf DM 6,– pro Quartal bzw. DM 2,– pro Monat oder auf DM 6,50 pro Quartal bzw. 2,20 DM pro Monat erhöht werden soll. Zu dem allgemeinen Problem haben sich die meisten Ortsverbände ihren Distriktsvorsitzenden gegenüber ja bereits mehr oder weniger ausführlich geäußert. Die OVV werden aber gebeten, auch die hier erläuterten Einzelheiten noch im OV zu besprechen und dem DV rechtzeitig ihre Stellungnahme zu übermitteln. Die DV sollen im Amateurrat die Interessen ihrer Ortsverbände vertreten. Das können sie aber nur, wenn sie deren Ansicht kennen. Und vergessen Sie bei der Behandlung dieser ganzen Probleme bitte eins nicht: Auch eine so unpopuläre Maßnahme wie die der Beitragserhöhung geschieht letzten Endes nur im Interesse der Gesamtheit!


2) Vortrag von Prof. Dr. Esau über den Amateurfunk

Prof. Dr. A. Esau, Ehrenmitglied des DARC, hält am Dienstag, dem 26. Oktober, um 17 Uhr im Haus der Technik, Essen, Hollestr. 1, Hörsaal B einen Vortrag „35 Jahre Amateurfunk“. In einem an OM Rapcke gerichteten Schreiben brachte Prof. Dr. Esau die Hoffnung zum Ausdruck, dabei auch möglichst viele DARC-Mitglieder begrüßen zu können. Die OVV – insbesondere in der Umgebung von Essen – werden daher gebeten, die OM auf diesen Vortrag besonders hinzuweisen.


3) Unterbringung von Berufsfunkern

Da der Geschäftsstelle manchmal Stellen für Berufsfunker angeboten werden, bestehen gelegentlich Vermittlungsmöglichkeiten. Funker, auch ehemalige, die sich beruflich verändern wollen, können daher von der Geschäftsstelle evtl. entsprechende Hinweise bekommen.


4) Einige Zahlen aus der Rufzeichenliste

Nach der neuen Rufzeichenliste waren am 1.7.54 einschl. Sonder- und Mitbenutzungsgenehmigungen insgesamt 3649 Amateurlizenzen erteilt. Davon gehörten 3017 = 82,7 % dem DARC an. Mit 202 beträgt der Prozentsatz der ruhenden Lizenzen bei den Mitgliedern 6,4 %. Von den insgesamt 632 Nichtmitgliederlizenzen ruhen jedoch 30 %.


5) Calls der Nichtmitglieder

.....


6) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.1.1954

Distrikt: Ortsverband:
Ba Karlsruhe Kuno Huber, DL1BS
He Hanau P. Meles, DL9RG
Ru Holten W. Knaup, DJ1UA
Wuppertal E. Hermann, DJ1CW
SH Neumünster J. Laschko, DL6PX
WS Hamm U. Laude, DJ1NS
Stuttgart Hans-E. Böhmer, DL6TQ


Mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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