Kiel, den 20.2.1956

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 2/56


ÜBERSICHT:


1) Ende des DARC-Monatswettbewerbs

Wenn in der Überschrift des letzten OV-Rundschreibens – „Der DARC-Monatswettbewerb – ein Schlag ins Wasser?“ – statt des Fragezeichens ein Ausrufungszeichen gesetzt wird, dann ist die Situation am besten gekennzeichnet. An dieser Feststellung kommt man nun leider nicht mehr vorbei.

Die Beteiligung, die mit 31 Logeinsendern – das ist nicht mal 1 % der lizenzierten Mitglieder – im Oktober, dem ersten Wettbewerbs-Monat schon weit hinter den Erwartungen zurückblieb, hat sich in den folgenden Monaten immer weiter verringert und war im Januar mit ganzen fünf Logs so klein, daß eine Fortsetzung des Wettbewerbs sinnlos geworden ist. Er wird daher zum 29. Februar endgültig abgebrochen. Der Versuch, auf diesem Wege den Amateurverkehr auf dem 80-m- und 40-m-Band zu verstärken und dadurch unsere Ansprüche zu wahren, muß als gescheitert bezeichnet werden. Wo liegen die Gründe für diesen Fehlschlag?

Gegen den Wettbewerb wurden von den OM in erster Linie zwei Argumente vorgebracht, die angeblich eine Teilnahme von vornherein nicht lohnend erscheinen ließen:

  1. Wer sich erfolgreich beteiligen wollte, mußte auf Auslands-QSOs verzichten.
  2. Aussicht auf Preise hatten nur diejenigen OM, die über genügend Zeit verfügen.

Beide Argumente sind richtig, – wenn man die Teilnahme am Wettbewerb ausschließlich von den persönlichen Erfolgsaussichten abhängig machte. Kam es denn aber wirklich nur auf den Erfolg des Einzelnen an? Wesentlicher war in diesem Falle doch wohl der Erfolg, den der Wettbewerb für alle haben sollte. Dafür genügte aber schon die bloße Teilnahme ohne Rücksicht auf die eigene Chance. Manche OM haben das auch durchaus erkannt und teilgenommen, soweit sie zeitlich dazu in der Lage waren. Auch wenn sie dann kein Log einsandten, haben sie doch nach ihren Kräften mitgeholfen. Ihnen sei an dieser Stelle ganz besonders herzlich gedankt. Zur Fortsetzung des Wettbewerbs war aber auch ihre Zahl zu klein.

Die Masse der OM hat es leider nicht der Mühe wert gefunden, sich an dieser vom Club im allgemeinen Interesse gestarteten Aktion zu beteiligen; vermutlich, weil sie sich überlegt hatten, daß es zu einem Platz unter den ersten Zehn, also zu einem Preis, doch nicht reichen würde. Um diese Tendenz nicht noch zu fördern, war übrigens bewußt auf die Veröffentlichung der Punktzahlen verzichtet worden.

Ist das Interesse am 80-m-Band tatsächlich so gering geworden, daß den meisten OM ein kleines Zeitliches Opfer zu seiner Verteidigung schon zuviel ist? Dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn wir dort allmählich ganz an die Wand gedrückt werden.

Trotz allem scheint aber der Wettbewerb doch nicht ganz erfolglos gewesen zu sein. Wenn er dazu führt, daß sich die 80-m-Interessenten in ähnlicher Weise zusammenfinden, wie es die DXer und die UKW-Leute schon vor langer Zeit getan haben, dann wäre immerhin schon etwas erreicht. In dieser Hinsicht hat der Wettbewerb offenbar einige Impulse ausgelöst, die es nun zu fördern gilt. So wurde z. B. im MB des Distrikts Bayern-Süd ein dem HSC ähnlicher 80-m-Club angeregt, der dem Zusammenschluß aller an der ernsthaften 80-m-Arbeit interessierten OM dienen soll. Auf diesen vom DARC befürworteten Plan, der von DL3HA und DL3PT ausgeht und im nächsten DL-QTC veröffentlicht wird, sei hier schon besonders hingewiesen. Möge auf diesem Weg das Ziel erreicht werden, dem auch der DARC-Monatswettbewerb hatte dienen sollen: Die Förderung des Amateurverkehrs und der ernsthaften Amateurarbeit auf dem 80-m- und 40-m-Band und damit die Erhaltung für den Amateurfunk.

Preisträger des Monatswettbewerbs im Januar waren:

1. Rudolf Steinberg, DJ1TL; 2. Georg H. Dörfler, DL7CY; 3. Heinz-W. Klose, DJ2CS; 4. Gustav Bürkler, DL9UI; 5. Eugen Englert, DL1CO.


2) Und nochmals „Die Kommerziellen“

Das Ziel aller Maßnahmen und Versuche, die Amateurtätigkeit gerade auf dem 80-m-Band zu steigern, ist allmählich hinreichend klar: Es gilt, dieses für den Amateurfunk lebenswichtige, aber zur Zeit sehr gefährdete Band zu erhalten. Und wenn die Aktivität der anderen Bandbenutzer größer wird, dann müssen auch die Amateure stärker in Erscheinung treten, soll nicht der Eindruck entstehen, sie seien an diesem Band gar nicht mehr interessiert. Das ist durchaus legal, denn wir sind auf dem 80-m-Band den kommerziellen Diensten gleichberechtigt.

Hüten sollten wir uns dabei allerdings vor allen illegalen Maßnahmen, wie beabsichtigten oder gar systematischen Störungen fremder Funkdienste, Anpöbeleien u. ä. Dadurch setzen wir uns diesen gegenüber nur ins Unrecht. Das sollte aber genauso vermieden werden, wie ein allmählicher Rückzug vor den kommerziellen Kilowatts.

Betrieb machen sollten wir soviel wie möglich – das ist unser gutes Recht und gleichzeitig die beste Möglichkeit, dieses Recht zu verteidigen –, wir müssen dabei nur in jeder Hinsicht korrekt bleiben. Auch und gerade ein anonymes inkorrektes Verhalten ist gefährlich, denn es fällt auf uns Alle zurück. Und „die anderen“ warten nur darauf, „den Amateuren“ etwas am Zeuge flicken zu können, um uns dann vielleicht auf diesem Weg mit dem Schein des Rechts das Band abnehmen zu können.

In diesem Zusammenhang muß auch davor gewarnt werden, die Sendungen fremder Dienste, auch wenn sie auf dem Amateurband erfolgen, auf Band zu nehmen und womöglich später selbst wieder auszustrahlen. So bestechend der Gedanke ist, auf diese Weise die Kommerziellen gewissermaßen mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, das ist aber letzten Endes – abgesehen von der bewußten Störung – auch noch ein Verstoß gegen das Fernmeldegeheimnis. Damit würden wir uns aber erst recht ins Unrecht setzen.

Auf der anderen Seite brauchen wir uns natürlich beabsichtigte Störungen der anderen ebensowenig gefallen zu lassen. Nur sollte man auch in diesen Fällen den Störer dann nicht in der Luft anpöbeln sondern korrekt bleiben. Die Störung sollte aber mit allen Einzelheiten, wie Tag, Zeit, Frequenz, Art der Störung und möglichst auch Rufzeichen des Störers notiert und der Geschäftsstelle mitgeteilt werden. Diese Störmeldungen könnten dann von dort aus der Bundespost vorgelegt werden und gleichzeitig dazu dienen, Material über das Verhalten der Kommerziellen uns gegenüber zu sammeln.


3) Lizenzen für deutsche Funkamateure in Luxemburg

Im Rahmen einer mit dem Bundespost-Ministerium getroffenen Vereinbarung auf Gegenseitigkeit hat sich jetzt auch die luxemburgische Fernmeldeverwaltung bereiterklärt, deutschen Funkamateuren, die sich in Luxemburg aufhalten, eine Sendelizenz zu erteilen. Dabei soll die deutsche Sendegenehmigung als Prüfungsnachweis weitgehend anerkannt werden.

Eine Gruppe von Eßlinger Amateuren wird voraussichtlich im Sommer nach Luxemburg fahren und von dort aus unter LX-Calls arbeiten.


4) Neuer Morsekursus von DL1TQ

Der im letzten DL-QTC angekündigte neue Morsekursus von DL1TQ beginnt nunmehr am Sonntag, den 11. März 1956. Er wird in zwei Übungsstunden und zwei Wiederholungen pro Woche von DL3IV nach folgendem Plan auf der Frequenz 3602 kHz gesendet:

Sonntags: 12.00–12.30 Uhr mit Wiederholung am darauffolgenden Sonnabend von 16.00–16.30 Uhr.

Sonnabends: 16.30–17.00 Uhr mit Wiederholung am darauffolgenden Sonntag von 11.30–12.00 Uhr.

Die Wiederholungen werden also jeweils unmittelbar vor der folgenden neuen Übungsstunde ausgestrahlt. Wer will, kann daher statt zweimal wöchentlich eine halbe Stunde auch einmal wöchentlich eine ganze Stunde hören, ohne etwas zu versäumen.

Um die Reichweite der Sendungen zu erhöhen, wir dem OV Göttingen für die Durchführung des Lehrgangs der DARC-Sender zur Verfügung gestellt.

In diesem Zusammenhang ergeht an alle DLs und DJs die ebenso herzliche wie dringende Bitte, im Interesse der Hörer dieses Kursuses die Frequenz 3602 kHz zu den angegebenen Zeiten nicht zu besetzen.


5) Kongreß der IARU-Region 1 1956

In der Zeit vom 13.–16.06.1956 findet in Stresa ein Kongreß der IARU-Region 1 statt, dessen Durchführung der Associazione Radiotec nica Italiana (ARI) übertragen wurde. Alle der IARU angeschlossenen Verbände der Region 1 sollen zu diesem Kongreß je vier Delegierte entsenden.

Der Kongreß wird sich neben organisatorischen Fragen in der Hauptsache mit den Maßnahmen zur Verteidigung der Bänder und in diesem Zusammenhang auch mit der Vertretung der Amateurinteressen bei den kommenden internationalen Funkkonferenzen (CCIR-Konferenz im Sommer dieses Jahres in Warschau und ITU-Konferenz im nächsten oder übernächsten Jahr) beschäftigen. Außerdem soll über verschiedene technische Fragen (europäischer Bandplan, Gegenseitigkeitsvereinbarungen über Amateurlizenzen, Amateurfernsehen, SSB, UKW-Tests usw.) beraten werden. Schließlich ist auch noch eine Neuwahl des Internationalen Komitees der IARU-Region 1 vorgesehen.


6) Nächste AR-Sitzung

Die nächste Sitzung des Amateurrats findet voraussichtlich am 21./22.08.1956 im Raume Frankfurt/Main statt. Tagesordnung und weitere Einzelheiten werden im nächsten OV-Rundschreiben bekanntgegeben.

Themen, deren Behandlung im AR von den Ortsverbänden vorgeschlagen wird, sollten dem zuständigen DV bereits jetzt genannt werden.


7) Schriftleitung DL-QTC

Am 01.03.1956 wird OM Fritz Kühne, DL6KS, der bisherige Redakteur des Radio-Magazin, als Mitarbeiter in die Schriftleitung des DL-QTC eintreten.


8) Calls der Nichtmitglieder

.....


9) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.12.1955

Distrikt:

Ortsverband:

Bad. Mannheim Franz M. Koch, DL1LN
Bay-N Amberg Heinz Kres, DJ2DZ
Ansbach Richard Mayer, DL6MF
Bay-S Oberland Günter Seide, DL9PV
Nords. Bremen Alfred Wührmann, DL9XJ
Ruhr Essen Walter Leyk
Walsum Alexander Fries
S-H QSL-Vermittlung Hans Gehl, DJ2DD
Wf-N Gütersloh Egon Bremehr, DJ2CG
Wf-S Wetter Franz Gödecke, DJ2LB
Hess. Fulda Hubert Kuppel, DJ2ES
Nieds. Duderstadt (neu) Heinz Klebert


10) Versuche mit Transistor-Sendern

Im letzten OV-Rundschreiben wurde bereits die erste mit einem Transistor-TX auf 160 m hergestellte Verbindung erwähnt. Mittlerweile ist es nun OM Schips, DL1DA, gelungen, unter Verwendung eines nur mit Transistoren bestückten Senders auch auf 80 m und am 19.02.56 sogar auf 40 m Entfernungen von ca. 5 km zu überbrücken. An weiteren Versuchen in dieser Richtung beteiligen sich zur Zeit DL1CP, DL1DA, DL1DC und DJ1ZG. Es wird gebeten, die genannten Stationen dabei nach Möglichkeit zu unterstützen. Ein Bericht über die bisher auf diesem interessanten Gebiet gemachten Erfahrungen wird voraussichtlich im April-Heft des DL-QTC erscheinen.


Mit VY 73 gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1956 Rundspruch-Archiv