Kiel, den 29.5.1958

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 5/58


ÜBERSICHT:


1) Bundeswehr und Amateurfunk

Die vom Bundesministerium für Verteidigung (BMVtdg) angeregte Besprechung, zu der der AR den Vorstand bei der letzten Sitzung in Heilbronn ermächtigt hatte (siehe Protokoll Ziff. 4), hat am 21.05. in Hamburg stattgefunden. An ihr nahmen seitens des DARC OM Rapke, DL1WA, und OM Hansen, DL1JB, sowie als Vertreter des BMVtdg OM Hahn, DJ1RT, teil.

Der Wunsch des BMVtdg nach einer derartigen Besprechung war ausgelöst worden:

  1. durch die Gründung des OV Lechfeld, der fast ausschließlich aus Bundeswehr-Angehörigen besteht. Dabei war die Frage akut geworden, ob sich der OV dem zuständigen DARC-Distrikt anschließen könnte, oder ob ein eigener Bundeswehr-Verband als Dachorganisation gebildet werden sollte.
  2. durch zahlreiche Briefe, die einzelne Funkamateure aus eigener Initiative an das BMVtdg gerichtet hatte. Die dabei angeschnittenen grundsätzlichen Fragen sollten nach Ansicht des BMVtdg besser mit dem Verband als mit einzelnen Mitgliedern erörtert werden.

Die jetzt durchgeführte Besprechung stellte lediglich eine erste Fühlungnahme dar, ohne daß bereits Verhandlungen geführt oder irgendwelche Abmachungen getroffen wurden. Das BMVtdg wollte den DARC zunächst nur über seine Einstellung zum Amateurfunk und über eventuelle Pläne in diesem Zusammenhang informieren. Auch sollten gewisse Befürchtungen zerstreut werden, die innerhalb des DARC aufgetaucht waren. Im einzelnen wurden DL1WA und DL1JB von DJ1RT wie folgt unterrichtet:

Während ihrer Dienstzeit bei der Bundeswehr können lizenzierte Funkamateure unter den gleichen Bedingungen arbeiten wie sonst. Ihre Zugehörigkeit zur Bundeswehr soll jedoch im Funkverkehr und auf den QSLs nicht zum Ausdruck gebracht werden. Ihre Amateurtätigkeit unterliegt ausschließlich den postalischen Bestimmungen. Lediglich, wenn die Station innerhalb einer Bundeswehr-Unterkunft errichtet und betrieben wird, ist zusätzlich die Genehmigung des Dienststellenleiters  erforderlich. Für den Amateurverkehr können nur eigene Geräte verwendet werden, da die Ausnutzung von Funkgeräten der Bundeswehr für diesen Zweck ausdrücklich verboten ist.

Entgegen dem von einigen Funkamateuren bei der Bundeswehr geäußerten Wunsch ist das BMVtdg nicht daran interessiert, einen selbständigen Amateurverband zu bilden. Seiner Ansicht nach sollen sich die bei der Bundeswehr stationierten OM dem zuständigen DARC-Ortsverband anschließen, oder – falls ein solcher in der Nähe noch nicht existiert – wie in Lechfeld einen neuen Ortsverband gründen, dem sich dann auch andere DARC-Mitglieder außerhalb der Bundeswehr anschließen könnten, die bisher noch nicht OV-mäßig betreut werden. Voraussetzung ist allerdings, daß die Bundeswehr-Angehörigen, die zum DARC gehören oder ihm beitreten, dort die gleichen Rechte haben, wie alle anderen Mitglieder.

Ausdrücklich wurde festgestellt, daß das BMVtdg nicht die Absicht hat, irgendeinen Einfluß auf den DARC auszuüben, oder ihn gar in Abhängigkeit zu bringen. Es ist daher auch nicht daran gedacht, dem DARC eine finanzielle Unterstützung anzubieten, die seine Unabhängigkeit nur in Frage stellen könnte. Andererseits hat man aber auch nicht vor, den deutschen Amateurfunk in irgendeiner Form einzuschränken; das BMVtdg ist im Gegenteil bestrebt, die Interessen der Funkamateure zu berücksichtigen. Darauf deuten folgende Maßnahmen und Absichten hin:

  1. Für Funkdienste der Bundeswehr werden grundsätzlich keine Frequenzen in den Amateurbereichen zugeteilt. Die einzige Ausnahme – Fürstenfeldbruck auf 2 m – wird in Kürze beseitigt sein, sobald die für die Frequenzumstellung erforderlichen Quarze bei allen in Frage kommenden Funkstellen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wird das BMVtdg versuchen, durch entsprechende Verhandlungen auch eine Verlegung der alliierten Dienste aus den Amateurbändern zu erreichen. Die angestrebte Freihaltung der Amateurbereiche bezieht sich auch auf das 80-m-Band. Auch sonst will man sich beim BMVtdg im Rahmen des Möglichen dafür einsetzen, die Amateurbänder von anderen Diensten freizuhalten. In diesem Zusammenhang wurde auch die EMC erwähnt, deren Einsatz für die Erhaltung der Bänder im BMVtdg mit Verständnis verfolgt wird.
  2. Im Rahmen der Wehrbetreuung soll der Amateurfunk auch als Freizeitbeschäftigung eingeführt werden. Es ist daran gedacht, für diesen Zweck Räume und Werkstätten bei den Bundeswehr-Einheiten zur Verfügung zu stellen.
  3. Funkamateure, die zur Ableistung ihrer Dienstpflicht oder einer freiwilligen Dienstzeit eingezogen werden, sollen zweckentsprechend in den Funkeinheiten eingesetzt werden. Dabei spielt einerseits natürlich die Überlegung eine Rolle, daß Funkamateure von vornherein für eine solche Verwendung prädestiniert Sind und Kenntnisse mitbringen, die ihnen während der relativ kurzen Ausbildungszeit bei der Bundeswehr kaum in diesem Umfang vermittelt werden könnten. Auf der anderen Seite ist man überzeugt – darauf deuten die vielen von Funkamateuren an die Bundeswehr gerichteten Anfragen hin –, daß es auch im Interesse des Funkamateurs selbst liegt, wenn er seinen Neigungen entsprechend eingesetzt wird und die Möglichkeit hat, sein Können auch während der Dienstzeit zu verwerten.
  4. Für später, d. h. nach etwa 3–4 Jahren, wenn der erste Geräteaustausch fällig ist, wird daran gedacht, ausgemustertes Funkgerät der Bundeswehr den Funkamateuren zu günstigen Bedingungen anzubieten.

Grundsätzlich kann nach dieser Besprechung festgestellt werden, daß das BMVtdg dem Amateurfunk außerordentlich positiv gegenübersteht und nicht danach trachtet, ihn in seiner Entwicklung zu hemmen. Die Erklärung dafür ist verständlich: Man weiß, daß gerade die Funkamateure über Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, die auch für den eventuellen Dienst bei der Bundeswehr nützlich sind. Das heißt jedoch nicht, daß sich das BMVtdg deswegen in die Belange des DARC einmischen wird.


2) DLØSA sendet für IGY

Eine neue, für Dauerbetrieb vorgesehene UKW-Station im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres wurde von den in den Münchener Siemens-Werken beschäftigten OM erstellt. Unter dem Rufzeichen DLØSA wird dieser Sender – voraussichtlich ab 01.06. – im 24stündigen Dauerbetrieb auf 144,9 MHz, quarzgesteuert, mit einer Ausgangsleistung von 100 W an einer fest in Nordrichtung eingestellten Yagi-Antenne arbeiten, und zwar in CW (evtl. 30 % Tonmodulation) mit automatischer Tastung. Die Kennung lautet: ‚IGY DE DLØSA‘. Die Station steht in München-Obersendling auf einem größeren Gebäude in der Irschenhauser Straße und wird von DL3YZ und DJ1IE betreut. Das Gelände in Strahlungsrichtung ist verhältnismäßig offen. Beobachtet werden soll vor allen Dingen Ausbreitung über Aurora und über Inversion.

Meldungen von OM, die eine regelmäßige Beobachtung übernehmen wollen, werden an folgende Anschrift erbeten: Karl Seybold, DL3YZ, ......

Den Siemens-Amateuren sei für ihre Initiative und für die vollbrachte Leistung auch an dieser Stelle herzlichst gedankt.

Der neue Sender DLØIGY des DARC auf dem Köterberg bei Höxter wird voraussichtlich am 15.06. seine Sendungen aufnehmen können.


3) EMC

Wie im Protokoll über die letzte AR-Sitzung erwähnt, ist DL1TQ aus beruflichen Gründen nicht mehr in der Lage, die Leitung der EMC im bisherigen Umfang beizubehalten. Aus diesem Grunde ist inzwischen innerhalb der EMC folgende Regelung getroffen worden:

Die Leitung der EMC wird von einem Team übernommen. Im Vorstand wird die EMC jedoch weiterhin von DL1TQ vertreten, der auch die Annahme der DLD-Anträge behält. Alle übrigen EMC-Belange steuert DL6JG, der gleichzeitig für die EMC-Ecke im DL-QTC verantwortlich ist. Für die Bearbeitung der Störmeldung und für das EMC-MB ist DL1AP zuständig. Aufnahmeanträge usw. bearbeitet DJ3KQ.

In Zukunft gelten folgende Anschriften:

  1. Für alle mit dem DLD zusammenhängende Fragen: Joachim Oswald, DL1TQ, .....
  2. Für alle anderen EMC-Belange: EMC, Ull Schwenger, DL6JG, .....


4) DX-MB

Das DX-Büro will versuchen, das seit vergangenen Oktober nicht mehr erschienene DX-MB wieder aufleben zu lassen und künftig wöchentlich herauszugeben. Die inzwischen bereits erschienenen drei Ausgaben liegen diesem Rundschreiben bei.

Eine kostenlose Lieferung an alle Ortsverbände wird bei wöchentlichem Erscheinen auf die Dauer allerdings nicht mehr möglich sein. Wo und wie das DX-MB dann im Abonnement bezogen werden kann, wird noch mitgeteilt.

Von den im MB Nr. 2/58 erwähnten Log-Blättern zur Registrierung von DX- und Shortskip-Raritäten ist hier ein Muster beigefügt. Weitere Bogen, sowie Formulare für das DXCC und WAS-Anträge können beim DX-Büro oder bei der Geschäftsstelle angefordert werden.


5) Rundsprüche

a) Der Distrikt Ruhrgebiet strahlt ab 25.05. an jedem Sonntag um 09:30 Uhr auf 3770 ±10 kHz über DL3NE in Fonie einen eigenen Rundspruch aus.

b) Die Wiederholung des Berlin-Rundspruchs sonntags um 11:00 Uhr erfolgt nur noch im 10-m-Band über DL7DZ auf 28.800 kHz (früher 28.400 kHz).

c) Die Eichwellensendungen am 4. Sonntag im Monat werden nicht mehr von DL7AX, sondern auch von DL7DZ ausgestrahlt.


6) Aus der IARU

Nach der Aufnahme des Radio Club Costa Rica gehören der IARU jetzt insgesamt 52 Amateurverbände an. Ihre Aufnahme beantragt haben jetzt der polnische Verband Polski Zwiazek Krotkofaloweow (PZK) und der indische Verband Amateur Radio Society of India (ARSI). Der DARC hat diesen Anträgen inzwischen zugestimmt.

Im Jahre 1957 erteilte die IARU 1761 WAC-Diplome, davon 729 für Fonie, acht für 3,5 MHz und 44 für SSB. Das sind mehr als je zuvor innerhalb eines Jahres.


7) Amateurfunk in Frankreich vorübergehend verboten?

Presseberichten zufolge soll der Amateurfunk in Frankreich wegen der dort herrschenden Krise verboten worden sein. Eine offizielle Bestätigung des französischen Verbandes REF liegt allerdings noch nicht vor.


8) Versuchssendungen des Internationalen Roten Kreuzes

In der ersten Junihälfte wird das Internationale Komitee vom Roten Kreuz wieder eine Reihe von Versuchssendungen durchführen, um die Verbreitung und Hörbarkeit der von ihm auf Kurzwellen ausgestrahlten Nachrichten überprüfen zu können. Das IKRK hat den DARC auch diesmal wieder um Hörberichte seiner Mitglieder gebeten. Die Versuchssendungen werden nach folgendem Plan abgewickelt:

Tage: 08., 10. und 12.06.1958;
Zeiten: 07:00–08:00, 12:30–13:30, 16:00–17:00, 21:30–22:30 Uhr, jeweils 10 Minuten französisch, deutsch, italienisch, spanisch und arabisch;
Frequenz: 7210 kHz
Leistung: 100 kW (07:00 und 12:30 Uhr) bzw. 25 kW (16:00 und 21:30 Uhr);
Antenne: Halbwellen-Dipol.

Es wird gebeten, die OM auf die Beobachtung dieser Sendungen hinzuweisen. Hörberichte sind zu  richten an: Comité International de la Croix-Rouge, ...... Sie sollten folgende Angaben enthalten: Frequenz, Tag, Uhrzeit, Lautstärke, Verständlichkeit, Schwund, Störungen (auch unterhalb und oberhalb der benutzten Frequenz), Empfänger, Antenne, sowie eine kurze Beurteilung des Empfangs der gleichzeitig auf dem 41-m-Band arbeitenden Sender, und schließlich die Adresse des Beobachters. Das IKRK wird jeden Bericht einzeln beantworten.


9) Berichtigungen und Ergänzungen zum Organisationsplan

DOK:

Ortsverband:

M DV A. Müller, DL1FL
A11 Offenburg E. Stöß, DL6UH
B DV K. Herbig, DL1EK
B Tech.-Ref. H. Loy, DL3XD
B20 Weißenburg (neu) H. Ausländer, DJ4KJ
C15 Töging M. Meister, DJ3JN
D02 Kreuzberg K. Wohlfahrt, DL7DW
D05 Schöneberg D. Rammelmann, DL7FR
G15 Siegburg Dr. A. Hiller, DJ2ZV
I13 Varel F. Kreh, DJ3NF
K15 Bingen H. Groebel, DJ4HC
L07 Hilden/Rhld. K. W. Schulte, DJ1CU
L21 Solingen J. Korte, DJ3BR
L29 Walsum G. Pintag
N15 Bad Pyrmont H. Ahlburg, DJ3MG
O08 Hagen/Westf. H. G. Boller, DJ1NV
P DV G. Grözinger, DL1CS


VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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