Kiel, den 21.8.1958

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 8/58


ÜBERSICHT:


1) IARU-Kongreß in Bad Godesberg

Am 4. Kongreß der International Amateur Radio Union / Region 1, den der DARC vom 21.–26.07.1958 in Bad Godesberg veranstaltete, nahmen Delegierte folgender europäischer Amateurverbände teil: ARI (Italien) - DARC (Deutschland) - IRTS (Irland) - NRRL (Norwegen) - REF (Frankreich) - RL (Luxemburg) - RSGB (England) - SRAL (Finnland) - SRJ (Jugoslawien) - SSA (Schweden) - UBA (Belgien) - URE (Spanien) - USKA (Schweiz) - VERON (Holland).

Durch Mitglieder anderer Verbände waren außerdem vertreten: AAEM (Marokko) und ÖVSV (Österreich).

Die IARU-Zentrale, ihre beiden anderen Regionen und das europäische Büro der Vereinten Nationen hatten Beobachter entsandt.

Für den DARC traten auf: DL1WA, DL1JB, DL1XJ und DL3FM als Delegierte, DL1AP und DL3JE als Beobachter, und DL1KV als Mitglied des Internationalen Komitees.

Außer diesen offiziellen Delegierten und Beobachtern hatten sich auch noch viele andere Amateure aus dem In- und Ausland in Bad Godesberg eingefunden. Bei der feierlichen Eröffnung am ersten Kongreßtag konnte DL1WA darüber hinaus den Bürgermeister der Stadt, Vertreter des Bundespostministeriums und anderer Behörden, sowie OM Prof. Dr. Nestel, DL1ZE, einen Oldtimer des deutschen Amateurfunks begrüßen.

Im Anschluß an seine erste Vollversammlung teilte sich der Kongreß am 22.07. in verschiedene Ausschüsse. Sie arbeiteten an den folgenden tagen zahlreiche Vorschläge und Empfehlungen aus, die dann zu einer Reihe wichtiger Entscheidungen bei der abschließenden Vollversammlung am letzten Kongreßtag führten.

Im Mittelpunkt der Beratungen stand die Funkverwaltungskonferenz 1959 des Internationalen Fernmeldevereins (ITU) in Genf, die voraussichtlich über eine neue Frequenzverteilung für alle Funkdienste beraten und daher auch für den Amateurfunk von großer Bedeutung sein wird. Aus den Berichten der einzelnen Verbände ging hervor, daß die europäischen Fernmeldeverwaltungen dem Amateurfunk im allgemeinen sehr positiv gegenüberstehen und von sich aus nicht an irgendwelche Einschränkungen denken. Von Seiten der kommerziellen Dienste ist jedoch mit erheblichen Frequenzansprüchen zu rechnen, die eine akute Gefahr für den Amateurfunk heraufbeschwören könnte. Es wurde daher beschlossen, für die Dauer der Konferenz Beobachter der IARU nach Genf zu delegieren, die dort die Interessen des Amateurfunks wahrnehmen sollen. Diese Aufgabe wurde OM Clarricoats, G6CL, und OM Kinnman, SM5ZD, übertragen. In Reserve stehen OM Dalmijn, PAØDD, und OM Lührs, DL1KV. Als Berater der Delegation, die im übrigen nach den Weisungen des Internationalen Komitees handeln wird, soll OM Milne, G2MI, fungieren. Alle Verbände wurden aufgefordert, über diese gemeinsame Vertretung hinaus nach Möglichkeit auch noch eigene Vertreter mit der offiziellen Delegation ihres Landes nach Genf zu entsenden.

Sehr eingehend beschäftigte sich der Kongreß mit der gegenseitigen Anerkennung von Amateurlizenzen durch die einzelnen Länder. Es zeigte sich, daß bereits eine ganze Reihe entsprechender Vereinbarungen existiert. Großes Entgegenkommen hat dabei vor allem die Deutsche Bundespost bewiesen, die vielen ausländischen Funkamateuren auch bei nur vorübergehendem Aufenthalt in Deutschland (Ferienreisen u. ä.) kurzfristig eine deutsche Genehmigung erteilte. In einigen Ländern lassen allerdings die geltenden Bestimmungen eine Lizenzierung von Ausländern grundsätzlich noch nicht zu. Die betreffenden Verbände wurden vom Kongreß aufgefordert, sich bei ihren Behörden für eine Revision einzusetzen. Die IARU zielt auf eine generelle gegenseitige Anerkennung der Amateurlizenzen innerhalb Europas hin.

Im weiteren Verlauf des Kongresses wurde allen Verbänden dringend empfohlen, sich noch mehr als bisher dem Aufbau von Notnetzen für Katastrophenfälle zu widmen. Als Beispiel wurde die RSGB genannt, die zusammen mit dem englischen Roten Kreuz bereits regelmäßig entsprechende Übungen durchführt, für die sie eine ausdrückliche Sondergenehmigung der englischen Post erhielt.

Ein weiteres Thema war die Verteidigung der Amateurbänder gegen unberechtigte Mitbenutzer. Die von der RSGB und dem DARC in den letzten Jahren getroffenen, erfolgreichen Maßnahmen (Aktivierung der Amateurtätigkeit auf den gefährdeten Bändern; Ermittlung der Eindringlinge und Meldung bei der Fernmeldeverwaltung) wurden den andern Verbänden zur Nachahmung empfohlen.

Ausführlich ging der Kongreß auch auf die Mitarbeit der Funkamateure im Internationalen Geophysikalischen Jahr (IGY) ein. Dabei fand eine anschauliche graphische Darstellung der bisher von den einzelnen IGY-Gruppen des DARC erzielten Ergebnisse besondere Beachtung. Es konnte festgestellt werden, daß die Funkamateure auch heute noch bei der Erfüllung wissenschaftlicher Aufgaben mithelfen und dadurch ihre Bedeutung für die Allgemeinheit beweisen können.

Im Zusammenhang damit wurde beschlossen, die Beziehungen des Amateurfunks zur Öffentlichkeit in verstärktem Maße zu pflegen. In diesem Sinne soll auch die bereits im Jahre 1947 mit den Vereinten Nationen geknüpfte Verbindung enger gestaltet werden.

Der Kongreß behandelte schließlich noch zahlreiche Einzelprobleme technischer und organisatorischer Art, wie z. B. internationale Fuchsjagden, UKW-Amateurfunk, Wettbewerbe, mit dem Ergebnis einer weitgehenden Koordinierung dieser Fragen innerhalb Europas.

Den Abschluß bildete die Neuwahl des Internationalen Komitees der IARU-Region 1, das bis zum nächsten Kongreß, der im Herbst 1960 in England stattfinden soll, die gemeinsamen Aufgaben zu bearbeiten hat. Ihm gehören nunmehr an:

OM H. Laett, HB9GA, als Vorsitzender;
OM P.-A. Kinnman, SM5ZD, als stellvertretender Vorsitzender;
OM J. Clarricoats, G6CL, als Sekretär;
OM Dr. J. Simonnet, F9DW, als Schatzmeister;
OM Lührs, DL1KV, und OM Znidarsic, YU1AA, als Beisitzer.

Zum Vorsitzenden des UKW-Komitees für die nächsten zwei Jahre wurde OM Dr. Lickfeld, DL3FM, gewählt; die Aufgaben des UKW-Sekretärs übernahm OM Lambeth, G2AIW. Die Redaktion und Herausgabe der IARU-Region 1-News wurden OM Milne, G2MI, übertragen.

Im Rahmen des Kongresses fand in der Godesberger Stadthalle eine Ausstellung statt, bei der namhafte Industriefirmen Geräte, Einzelteile und Röhren für den Amateurbedarf zeigten. Der DARC war mit einer interessanten Lehrmittelschau des OV Köln und mit den bereits erwähnten eindrucksvollen Darstellungen der IGY-Arbeit vertreten. Ein Kristallisationspunkt bildete die Tagungsstation DLØIARU, die den Kongreß mit Funkamateuren in aller Welt verband.

Auch an dieser Stelle sei den unermüdlichen Organisatoren des Kongresses, OM Dr. Lickfeld, Dl3FM, und OM Picolin, DL3NE, nochmals für ihre hervorragende Arbeit gedankt, ohne die diese Veranstaltung nie so erfolgreich hätte abgewickelt werden können. Dank gebührt ferner den vielen Helfern des Distrikts Köln-Aachen, vor allem den OM der Ortsverbände Bad Godesberg und Köln, sowie OM Klein, DL1PS, und seiner XYL DL6YL, für die fabelhafte IGY-Ausstellung. Darüber hinaus ist der DARC der Stadt Bad Godesberg, insbesondere ihrem Verkehrsdirektor, Herrn Kramer, für die bereitwillige Unterstützung und das in jeder Hinsicht gezeigte Entgegenkommen zu großem Dank verpflichtet.

Im nächsten DL-QTC (September) werden noch ausführliche Berichte über den Kongreß erscheinen.


2) Sonstige IARU-Nachrichten

Die IARU-Zentrale gab in ihrem letzten Rundschreiben (Juni) u. a. bekannt:

  1. Als neue Mitglieder wurden in die IARU aufgenommen: der polnische Verband Polski Zwiazek Krotkofalowcow (PZK), und der indische Verband Amateur Radio Society of India (ARSI). Ihre Aufnahme war von 29 IARU-Verbänden (darunter auch der DARC) einstimmig befürwortet worden. Die IARU umfaßt nunmehr 54 Mitglieds-Verbände.
  2. Die Mehrheit der IARU-Verbände hat sich für die Schaffung einer offiziellen IARU.Länderliste ausgesprochen. Einen entsprechenden Entwurf soll eine Kommission ausarbeiten, die von ARRL (USA) für Region 2, RSGB (England) für Region 1 und WIA (Australien) für Region 3 gebildet wird.


3) Bandunterteilung beachten!

Nach dem Motto „Schlechte Beispiele verderben gute Sitten“ wird der CW-Teil des 80-m-Bandes in letzter Zeit immer häufiger von Fonie-Stationen in Anspruch genommen. Wie berechtigt die darüber geführten Klagen sind, beweist ein Logauszug, den DL1OW jetzt dem DARC zur Verfügung stellte. Innerhalb von nur 1½ Stunden (am 29.07.1958 von 18:20–19:50 Uhr) beobachtete er im Bereich von 3570–3600 kHz allein neun Fonie-QSOs (davon sechs zwischen DL/DJ) und vier allgemeine Anrufe in Fonie (davon drei DL/DJ).

Wir beschweren uns immer über das Eindringen fremder Stationen in die Amateur-Exklusiv-Bänder, und das mit Recht. Um so mehr sollten wir dann aber dafür sorgen, daß bei uns selbst nicht ähnliche Methoden einreißen. Es macht nämlich kaum noch einen Unterschied, ob sich kommerzielle Stationen im Vertrauen auf ihre große Leistung in den Amateurbändern breitmachen, oder ob Amateur-Fonie-Stationen in den CW-Bereich „rutschen“ und dort den meist wesentlich schwächeren CW-Stationen des Arbeiten erschwerten bzw. unmöglich machen. Genauso wie wir nach außenhin vereint für unser gemeinsames Recht eintreten, sollten wir auch unter uns die internen Abmachungen respektieren, zu denen u. a. die Bandunterteilung gehört.

In diesem Sinne werden alle OV-Vorsitzenden gebeten, ihre Mitglieder erneut zur Beachtung der CW/Fonie-Grenze anzuhalten und durch entsprechende Hinweise bei den OM, die es angeht, mit dafür zu sorgen, daß die „Grenzüberschreitungen“ der Fonie-Stationen künftig unterbleiben. Das Gleiche gilt umgekehrt natürlich auch für die CW-Stationen, denn die Bandunterteilung besagt, daß im 80-m-Band 3500–3600 kHz nur für CW und 3600–3800 kHz nur für Fonie verwendet werden sollen.


4) „Lernt morsen mit DL1TQ!“

Seit dem 12.08. läuft wieder der drahtlose Morsekursus „Lernt morsen mit DL1TQ!“, der diesmal von DL1KH (OM Goldmann, Bremen, .....) ausgestrahlt wird. Der Lehrgang ist für Anfänger ohne Vorkenntnisse bestimmt und umfaßt 48 Übungsstunden à 30 Minuten. Jede Übungsstunde wird zweimal gesendet.

Dem Kursus liegt der Morselehrgang von OM Diefenbach, DL3VD, zu Grunde der als Band Nr. 3 in der DARC-Amateurfunk-Bücherei erschienen ist und von der DARC-Geschäftsstelle gegen Vorauszahlung von DM 1,– (auf Postscheckkonto .....) bezogen werden kann. Allen Teilnehmern wird die Anschaffung dieses Heftes sehr empfohlen.

Der Lehrgang wird nach folgendem Plan gesendet:

Zeiten: Dienstags von 18:30–19:30 Uhr und sonnabends von 15:30–16:30 Uhr, jeweils 30 Minuten Wiederholung der letzten Übung und 30 Minuten neue Übung.
Frequenz: ca. 3600 kHz
Rufzeichen: DL1KH

In den nächsten Tagen sind zu hören: am Sonnabend, dem 23.08., von 15:30–16:00 Uhr die 3. Übung (Wiederholung) und von 16:00–16:30 Uhr die 4. Übung; am Dienstag, dem 26.08. von 18:30–19:00 Uhr die 4. Übung (Wiederholung) und von 19:00–19:30 Uhr die 5. Übung.

Für alle Interessenten, die den Beginn des Lehrgangs versäumt haben, werden vom 06.09. ab die vorher gesendeten Übungsstunden nochmals wiederholt, und zwar jeweils eine Stunde vorher wie folgt: am Sonnabend, dem 06.09. von 14:30–15:30 Uhr die 1. und 2. Übung; am Dienstag, dem 09.09. von 17:30–18:30 die 3. und 4. Übung; usf.

Mit der Wiederholung am Sonnabend, dem 20.09. von 14:30–15:30 Uhr (9. und 10. Übung) ist dann der Anschluß an den normalen Sendeplan hergestellt.

In diesem Zusammenhang werden alle DL- und DJ-Stationen herzlich gebeten, die Frequenz zu den angegebenen Zeiten dem Morsekursus zu überlassen.


5) Nächste AR-Sitzung

Es ist vorgesehen, die nächste AR-Sitzung am 01./02.11.1958 in Diez an der Lahn stattfinden zu lassen. Einladungen dazu werden in der ersten Septemberhälfte an den AR ergehen. Anträge für diese AR-Sitzung können bis zum 30.09. an die Geschäftsstelle gerichtet werden.


6) Nordsee-Rundspruch

DL1KH sendet die Wiederholung des Nordsee-Rundspruchs nicht mehr donnerstags, sondern dienstags um 22:30 Uhr, auf 3730–3740 kHz.


7) Austrittserklärungen

Es kommt immer wieder vor, daß Austrittserklärungen nicht – wie es § 7 der Satzung vorschreibt – an die Geschäftsstelle, sondern an den zuständigen Ortsverband gerichtet werden, und daß dieser dann die Geschäftsstelle darüber entweder überhaupt nicht oder erst nach längerer Zeit unterrichtet. Das hat zur Folge, daß die Betreffenden über den Kündigungszeitpunkt hinaus als Mitglieder geführt werden, das DL-QTC erhalten usw., und daß es über die sich daraus dann ergebenden Beitragsforderungen oft zu unerfreulichen Auseinandersetzungen kommt. Um das zu vermeiden, werden die OV-Vorsitzenden gebeten, mündliche Austrittserklärungen künftig nicht mehr zu akzeptieren, sondern die Betreffenden auf die Kündigungsbestimmungen der Satzung hinzuweisen (§ 7: ...Der Austritt kann nur zum Ende eines Quartals erfolgen. Die Austrittserklärung muß durch eingeschriebenen Brief an die Geschäftsstelle abgegeben werden und spätestens einen Monat vor Quartalsende eingegangen sein...). An den OV gerichtete schriftliche Austrittserklärungen sollten, auch wenn sie der Form nicht entsprechen, unverzüglich an die Geschäftsstelle weitergeleitet werden.


8) Beiträge für das 3. Quartal 1958

...


9) Berichtigungen und Ergänzungen zum Organisationsplan

DOK:

Ortsverband:

A23 Eberbach/Neckar (neu) W. Woelke, DJ4GV
A24 Ettlingen/Baden (neu) K. Biehler, DL1BM
H27 Einbeck (neu) M. Heusy, DJ3KK
K08 Neuwied H. Hein, DE12336
M19 Sylt H. Hallmann, DL6HH
P04 Heidenheim/Brenz H. Wunderle
P17 Göppingen H. Singer, DJ4LW
P21 Biberach/Riß K. Greising, DE13267


Mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1958 Rundspruch-Archiv