Vorbereitungs- und Durchführungsarbeiten für DARC-Jugend-Lehrgänge

(Auswertung praktischer Erfahrungen)


1. Allgemeines

Der Schwerpunkt für die Durchführung eines DARC-Jugend-Lehrganges liegt in der Vorbereitung und verlangt eine geschickte Planung. Dazu gehören unter anderem:

a) Wahl des Lehrgangsortes,
b) Zeitpunkt und Dauer des Lehrganges,
c) Wahl der Lehrkräfte,
d) Aufstellung und Verteilung des Lehrstoffes,
e) Einladung der Teilnehmer.

Zu 1a): Der Lehrgangsort soll möglichst für die Mehrzahl der anreisenden Teilnehmer geografisch zentral liegen und mit der Bundesbahn oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein. Dadurch werden Fahrkosten und Anreisezeiten eingespart. Als Unterkünfte sind zu empfehlen:

  1. Jugendherbergen, die über entsprechende Räumlichkeiten verfügen (zuständiger Landesverband des Jugendherbergswerkes),
  2. Dorfgemeinschaftshäuser (Gemeindeverwaltungen),
  3. Jugendhöfe (Landesbehörden.

Entsprechend der DARC-Satzung sollten staatliche Unterkünfte (Kasernen etc.), wehrtechnische, politische oder religiöse Institutionen gemieden werden.

Zur Verfügung stehende Räume sind – zwecks entsprechender Eignung – in jedem Fall vorher einer eingehenden Besichtigung zu unterziehen. Dabei darauf achten, daß sämtliche Unterkunftsräume (ein Schlafraum, höchstens zehn Jugendliche umfassend) zusammenliegend als eine Wohneinheit betrachtet werden können. Damit wird dem Lehrpersonal die erforderliche Aufsichtspflicht erleichtert. Außerdem ist anzuraten, daß eine kleine Räumlichkeit für die Lehrgangs-Station (DLØ), zwei Nebenräume für Gruppenarbeit und ein größerer Tagesraum (als gesamt-Lehrsaal) vorhanden sind. Ein Unterkunftsraum für die Lehrkräfte, der am Tage zugleich als interner Besprechungsraum dienen kann, ist zu empfehlen.

Zu 1b): Als Lehrgangszeitpunkt werden sicherlich (für zeitmäßig längere Lehrgänge) nur die Sommerferien-Termine der allgemeinbildenden Schulen in Frage kommen. Rechtzeitige Anmeldung und Vorbestellung entsprechender Unterkünfte liegt im Interesse des Veranstalters (Voranmeldetermine betragen oftmals sechs bis acht Monate). Als Zeitdauer eines DE-Lehrganges, der gleichzeitig zur Vorbereitung auf die Lizenz-Prüfung dienen kann, sind ca. 14 Tage vorzusehen.

Zu 1c): Von den sorgfältig ausgewählten Lehrkräften sollte wenigstens ein OM pädagogische Erfahrungen (Lehrer, Erzieher etc.) besitzen. Die Fachgebiete für die Unterrichtserteilung können sich wie folgt gliedern:

a) Hören und Geben,
b) Funktechnik,
c) Betriebstechnik und Organisation

Der Lehrgangsleiter muß über die Vorbereitungsarbeiten unterrichtet sein (Sammelordner anlegen) und auch während des Lehrganges in Bezug auf den Programm-Lehrstoff Variationsmöglichkeiten finden. An der Unterrichtserteilung selbst sollte er nicht so intensiv beteiligt sein; dies ist überwiegend Aufgabe der einzelnen Lehrkräfte. Der Lehrgangsleiter soll äußerst beweglich sein und ein gutes Organisationstalent besitzen. Seine schnellen Entscheidungen können oftmals das Lehrgangsgeschehen sehr beeinflussen; dies setzt eine Entscheidungsfreudigkeit voraus.

Zu 1d): Nach den Erfahrungen hat es sich bewährt, den Lehrstoff stundenmäßig wie folgt aufzugliedern:

Hören 42 Stunden
Geben

2 Stunden

Funktechnische Grundlagen 15 Stunden
Sender-Technik

6 Stunden

Empfänger-Technik

5 Stunden

Sende-Antennen

4 Stunden

Empfangsantennen

1 Stunde

Ausbreitungsbedingungen

3 Stunden

Meßtechnik

2 Stunden

Gerätebau

2 Stunden

Funkbetriebstechnik

7 Stunden

Sondervorträge (Prominente usw.)

Das Schwergewicht ist möglichst auf die Gebiete „Hören“ und „Funktechnische Grundlagen“ zu legen. Notfalls an den Abenden freiwillige Hörstunden bzw. Nachhilfeunterricht durchführen.

Beim Lehrstoff „Hören“ ist auf folgendes zu achten: Hörklassen in drei Gruppen einteilen:

Anfänger-Gruppe I (OM ohne jegliche CW-Kenntnisse),
Anfänger-Gruppe II (OM mit CW-Vorkenntnissen, jedoch noch unsicher und ohne Tempo),
Fortgeschrittenen-Gruppe III (OM mit mindestens Tempo 30 BpM).

Zu 1e): Nach den allgemeine Ausschreibungen eines Lehrganges (z. B. im DL-QTC (über DARC-Jugendreferat), Distrikts-MB, OV-Rundschreiben (über DARC-Geschäftsstelle) usw.) werden den Interessenten Anmelde- bzw. Fragebogen (Format DIN-A5) übersandt. Ihr Inhalt kann sich auf folgenden Text beschränken:

Name, Vorname, geb. am, Wohnort, Straße, Beruf, DARC-Ortsverband, Mitglieds-Nummer, eventuelle DE-Nummer, techn. Vorkenntnisse, CW-Vorkenntnisse, Unterschrift des Lehrgangs-Bewerbers, evtl. Unterschrift des Erziehungsberechtigten (Einwilligungserklärung zur Lehrgangsteilnahme).

Diese Bogen werden Grundlage für den Lehrgangsleiter (Gesamtbild über den allgemeinen fachtechnischen Bildungsstand der Teilnehmer, Stubenaufteilung usw.).

Die Einladungen zum Lehrgang sollten möglichst frühzeitig ergehen. Aus ihnen muß erkennbar sein, wie der Jugendliche am besten zum Lehrgangsort gelangt, welche Hilfsmittel mitzubringen sind, genaue Postanschrift der Lehrgangsstätte und deren Telefon-Nummer.

Ein Lehrgang nach dem aufgezeichneten Schema, der über 25–30 DARC-Jugendliche aufnimmt, kann von Übel sein. Lieber weniger Teilnehmer, dafür aber intensiver lernen!


2. Organisation am Lehrgangsort

Vor dem Eintreffen der Lehrgangsteilnehmer müssen vom Lehrteam zumindest der Lehrgangsleiter (oder dessen Vertreter) und eine Lehrkraft anwesend sein. Die Teilnehmer sind stubenweise nach Geburtsjahrgängen aufzuteilen (sehr wichtig!). Als Grundlage dazu dienen die schriftlichen Anmeldungen (Vorbereitungsarbeit). Je Schlafraum ist ein Stubenältester einzusetzen. Sie erhalten Anweisung, eine Namensaufstellung der Stubenbelegschaft sichtbar an der Außentür anzubringen. Desgleichen ist jedes Bett mit Namensschildchen zu versehen. Diese Vorkehrungen haben nichts mit Kommiß-Betrieb zu tun, sondern sind Sicherungsmaßnahmen, damit nach Abreise aller Teilnehmer von der Lehrgangsleitung noch festgestellt werden kann, welche OM die betreffenden Räume bewohnten, bzw. welche Betten sie belegten (z. B. im Falle von Sachbeschädigungen, die sich oft erst nach Lehrgangsschluß herausstellen – Übergabe der Räume an die Hausleitung). Mann kann natürlich auch einen Bettenbelegungsplan aufstellen, den der Lehrgangsleiter erhält. Auf alle Fälle sind derartige Maßnahmen nach den Erfahrungen der beiden überregionalen SWL-Jugend-Lehrgängen (Benediktbeuren) empfehlenswert.

Ein täglicher Stubendurchgang am Morgen, etwa zwischen 09:00 und 10:00 Uhr, sowie am Abend, kurz vor der Bettruhe, ist ratsam. Beim Morgendurchgang darauf achten, daß die Zimmer aufgeräumt und die Betten hergerichtet sind. Einer ausreichenden Durchlüftung aller Räume (auch der Lehrräume) ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Der abendliche Stubendurchgang (Vollzähligkeit) ist auf jeden Fall durchzuführen, zumal der Lehrgangsleitung die Aufsichtspflicht der ihr anvertrauten Jugendlichen obliegt, und dafür voll verantwortlich gezeichnet wird. Am besten für je 24 Stunden abwechselnd nach Plan einen Lehrer vom Dienst (LvD) einteilen, der innerhalb der Lehrgangszeit (auch des Nachts) für Ruhe und Ordnung, vor allen Dingen aber für Aufsicht sorgt.

Die Mahlzeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen) sollten gemeinschaftlich eingenommen werden, d. h. die Essentafel wird gemeinsam eröffnet und auch geschlossen (LvD). Für den Tisch-, Haus- und Stubendienst sind Pläne aufzustellen, die alle Teilnehmer (außer Lehrkräfte) gleichmäßig belasten.

Neben den einzelnen Stubenältesten sollten die Teilnehmer aus ihrer Mitte einen Lehrgangssprecher wählen, der bestimmte, gemeinsame Anliegen dem Lehrgangsleiter vorträgt.


3. Unterricht

Es erscheint zweckmäßig, wenn die einzelnen Unterrichtsstunden 50 Minuten umfassen; anschließend zehn Minuten Pause einlegen (Lehrsaal verlassen und sich im Freien aufhalten). Die Stunden des Hörens (etwa drei bis vier Tage) sind entsprechend dem Tagesrhythmus zu legen. Bildliche Erläuterungen (Tafel, Anschauungsmaterial usw.) fördern immer die Vorstellung der Schüler. Ein gestraffter Unterricht hat den Vorteil, daß die Lehrkraft die Dinge in der Hand behält.

Die Unterrichtsstunden sollten mit einem schriftlichen Fragetest schließen. Damit hat der Unterrichtende einen Maßstab, wie der Lehrstoff angekommen ist. Geschieht dies zu jeder Stunde, ohne Zensuren zu schreiben (lediglich schriftl. Zusatz „Ja“ bzw. „Nein“ oder ähnliche Bemerkungen, die dem Lehrgangsteilnehmer zurückgereicht werden), so sind Lehrkraft und Schüler über die Leistungen gleichmäßig orientiert. Die Lehrkraft muß nach den Pausen bzw. bis zur nächsten Tischzeit die Durchsicht beendet haben.

Bei Tisch kann in kameradschaftlicher Weise das Thema unauffällig auf die Wissenslücken führen. Ferner nimmt die Art des schriftlichen Fragetestes den Prüfungsnimbus und die Prüfungsfurcht. Gleiches gilt für das Hören. Hörhefte werden nach jeder Hörstunde dem Lehrer zur Durchsicht abgegeben.


DL1JH


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1965 Rundspruch-Archiv

OV-Rund 11/65