DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 32/74 VOM 13.10.1974

Redaktion: DL1FL


BERLIN

Der AMSAT-Deutschland-Informationsdienst gibt bekannt: Der Start des Amateursatelliten OSCAR 7 von der Western Test Range der NASA in Vandenberg/Californien ist nunmehr für Dienstag, den 29.10., um 17:11 UT eingeplant. 77,5 Minuten nach dem Start – etwa beim Überflug über Kreta – wird OSCAR 7 aus der 2. Stufe der Thor-Delta-Trägerrakete des Wettersatelliten NOOA 4 ausgestoßen. Das entspricht einer Süd-Nord-Äquatorüberquerung um 18:16 UT bei 324,0° West (etwa bei Nairobi/Kenia). Äquatorcrossing Nr. 2 soll 115 Minuten später um 20:11 UT bei 352,8° West (etwa bei der westafrikanischen Insel Sao Thome) erfolgen. Die Bahndaten sollen mit einer Inklination von 102° und 1460 km Umlaufhöhe weitgehend denen von OSCAR 6 entsprechen, so daß der gleiche Bahndatenrechner OSCALATOR benutzt werden kann. Vier Sekunden nach dem Ausstoß wird durch den Abbrand von zwei Nylon-Zündschnüren die 10-m-Antenne zur Entfaltung gebracht und wieder zwei Sekunden später wird der Satellit in der Betriebsart D = Batterieladung eingeschaltet. In diesem Zustand wird während der ersten 24 Stunden nur die 400-mW-Bake auf 435,1 MHz mit Telemetriedaten in Morsezeichen mit 50, bzw. 100 Buchstaben pro Minute senden.

OVVe, denken Sie daran, in diesem Stadium der Presse eine Vor-Information zu geben! Halten Sie einen Empfänger für 435,1 MHz und ein Tonbandgerät betriebsbereit!

Am 2. Tag werden die Bodenkommandostationen ihre Zugriffsfähigkeit zum Satelliten durch Umschaltung der Telemetrie-Übertragungsgeschwindigkeit von 50 auf 100 BpM und zurück erproben. Frühestens 24 Stunden nach dem Start wird voraussichtlich entsprechend Betriebsart B zunächst der Umsetzer von 70 cm auf 2 m in Betrieb genommen, wobei natürlich die 70-cm-Bake ausgeschaltet sein muß. Bitte lesen Sie dazu in der cq-DL Februar 1974 auf Seiten 109–112 die „Gebrauchsanweisung für OSCAR 7“ von DK2ZF und DC7AS.

Die Hörbarkeit der 10-m-Bake auf 29,502 MHz ist ein Zeichen für die Betriebsfähigkeit des 2-m/10-m-Umsetzers. Nachdem sich bei OSCAR 6 der gemischte Betrieb für alle Sendearten über das gesamte pass-band als unzweckmäßig herausgestellt hat, wurde – wie auch bei allen Amateurbändern – eine Trennung in CW- und Fonie-Teil festgelegt. Das Band unterhalb der Bakenfrequenz 29,502 MHz mit 7 kHz Schutzabstand von 29,495 MHz abwärts bis 29,445 MHz ist als CW-Band deklariert worden mit 10 kHz zwischen 29,455 und 29,445 MHz für gemischten Betrieb. Darunter bis zu 29,400 MHz liegt das Band für alle anderen Betriebsarten, wie Fonie, RTTY und SSTV. Die Belegung des oberen Bandteiles mit CW soll dem Baken-Empfang mehr Schutz bieten; nicht etwa erfolgt bei der Umsetzung von 2 m her eine Frequenz-Spiegelung wie beim Umsetzer von 70 cm auf 2 m.

Mit einer Ansteuerung von 80 W Strahlungsleistung (ERP) geben die Transponder auf 2 m einen Output von 3 W ab, auf 10 m von einem Watt. Alle Benutzer müssen sich aber in die gesamte Ausgangsleistung des Transponders teilen. Wer ihn mit unnötig starker ERP ansteuert, stiehlt den Mitbenutzern ihren Energieanteil! Leider entfiel ein großer Teil der Klagen über übermäßig hohe Beanspruchung bei OSCAR 6 auf gewisse deutsche Stationen, die durch ihr Verhalten nicht nur sich selbst, sondern alle deutschen Funkamateure in Verruf bringen. Meiden Sie bitte sorgfältig jede Überlastung von OSCAR 7, damit die vorgesehene Lebensdauer von drei Jahren wirklich erreicht werden kann und damit alle Benutzer gleiche Chancen erhalten!

Der Countdown von OSCAR 7 wird von W6AB im Vorstadium auf 14.240 kHz, während des Starts mit Beam nach Europa auf 14.280 kHz übertragen, außerdem von W1AW auf 14.290 und 21.290 kHz, sowie im West-Europa-Netz von G3IOR auf 3780 kHz. Selbst wenn der Starttermin weiter verschoben werden sollte, gelten die meisten dieser Informationen weiter.

AMSAT-Mitglieder können die Formeln für die Telemetrie-Eichung im Morse-, wie im RTTY-Code neben Anleitungen zu Experimenten mit OSCAR 7 dem neuesten AMSAT Newsletter vom September 1974 entnehmen, Fotokopien der Telemetrie-Entschlüsselung versendet auch der AMSAT-DL-Informationsdienst gegen Einsendung eines adressierten Freiumschlages. Anschrift: Alex Schöning, DC7AS, ......


MARIENBURG

Auf der Distrikts-Versammlung Niedersachsen am 29.09. auf der Marienburg bei Nordstemmen konnte Distrikts-Jugendreferent Udo Hess, DK1GA, mitteilen, daß der Niedersächsische Kultusminister die Voraussetzungen für die Anerkennung des DARC als jugendfördernd auf seiner Landesebene im Prinzip als erfüllt ansieht. Es werden z. Zt. allerdings noch Erhebungen über die bisher entfalteten Aktivitäten der 36 (!) vom Distrikt aufgeführten Jugendgruppen durchgeführt. Bei entsprechenden Anfragen der Stadt-, bzw. Kreis-Jugendpfleger kommt es darauf an, diesen nicht nur (schwer zu beurteilende) Amateurfunktätigkeiten der Jugendgruppen anzugeben. Vielmehr sollten darüber hinaus vor allem Aktivitäten im Bereich menschlicher Kommunikationen sowie technisch-naturwissenschaftlicher, handwerklicher und sprachlicher Art geschildert werden. Für viele wird es neu sein, die Summe der im OV und in Jugendgruppen gegebenen und erhaltenen Anregungen und durchgeführten gemeinschaftlichen Arbeiten überhaupt unter dem Gesichtspunkt des Bildungserwerbs sowie der Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen zu sehen. Das Thema sollte daher gründlich diskutiert und mit anderen Jugendgruppen abgestimmt werden, wobei durchaus auch Planungen für die Zukunft mit einbezogen werden sollten. Anregungen und Thematik dieser Art kann nur allen Jugendgruppen im gesamten DARC zur Behandlung und Nutzung empfohlen werden! Dem Landesjugendverband des DARC Distrikt Niedersachsen wünschen wir bei seinem -hoffentlich- bahnbrechenden Vorhaben viel Erfolg!


BRAUNSCHWEIG

Datums- und Zeitangaben drahtlos zu empfangen, ermöglicht eine Schaltungsanordnung, welche von Mitarbeitern der PTB -Physikalisch-Technische Bundesanstalt- in der Funkschau Heft 19/1974 beschrieben wird. Seit Juni 1973 wird vom Normalfrequenzsender DCF77 auf 77,5 kHz in Mainflingen eine von der PTB in Braunschweig gesteuerte codierte Zeitinformation gesendet. Dazu wird eine Zeitlängenmodulation der Marken für die 20. bis 58. Sekunde jeder Minute benutzt. Dabei entsprechen 0,1 Sekunden lange Absenkungen auf 25 % des Oberstrichwertes dem Binärwert Null, solche von 0,2 Sekunden Länge dem Binärwert Eins. Im BCD-Code werden derartige Informationen über Minute, Stunde, Kalendertag, Wochentag, Kalendermonat und Kalenderjahr übertragen. Die Empfangsanlage besteht aus einem Antennenverstärker mit Ferritantenne, dem Empfangsteil mit Quarzfilter und AGC sowie dem Decodierteil und dem Anzeigeteil mit 13 Anzeigeröhren. Für die mit formlosem Antrag bei der OPD zu erwirkenden Empfangsgenehmigung erhebt die Deutsche Bundespost eine monatliche Gebühr von 2,– DM. Lizenzierten Funkamateuren ist bekanntlich der Empfang von Normalfrequenz- und Zeitzeichensendungen nach DV AFuG § 9 im Rahmen ihrer Amateursendegenehmigung gestattet.


GENF

Die 2. Welt-Fernmelde-Ausstellung „TELECOM 75“ ist jetzt endgültig für die Zeit vom 02.–08.10.1975 in Genf festgelegt worden. Der Termin fällt zusammen mit der 2. Regionalen Rundfunk-Verwaltungs-Konferenz der ITU vom 06.–22.11.1975, deren erste Tagung zur Zeit – vom 07.–25.10. in Genf läuft.


LINDAU

In der Funkschau Heft 20/1974 erklärt OM Prof. Dr. Dieminger, DL6DS, anhand von Registrierungen von Radiosondenaufstiegen die Auswirkung von Luftdruck, Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft auf UKW-Überreichweiten am Beispiel der Inversionswetterlage vom 19.–23.01. dieses Jahres. Als guter Indikator für solche Vorgänge ist immer noch das Auftreten von Interferenzstörungen beim Fernsehempfang im VHF-Band zu verwerten. UKW-DXer sollten daher die XYL in der Früherkennung solcher Überreichweiten schulen und sie Alarm schlagen lassen, anstatt nur verärgert auf ZDF oder dritte Programme auszuweichen.


ASCHBERG

Die Relaisfunkstelle DBØZA, die vom Aschberg bei Rendsburg aus fast den ganzen Landesteil Schleswig und den nördlichen Teil von Holstein versorgt, wurde jetzt mit einer Frequenzablage-Rückmeldung ausgestattet. Die Frequenz des Eingangssignals wird laufend gemessen und, wenn dieses wegfällt, mit dem bekannten „Roger“-Piep quittiert. Im Bereich von ±1 kHz um die Eingangs-Soll-Frequenz wird der Piep mit 945 Hz gesendet, bei Ablagen bis zu ±3,5 kHz ertönt er mit 640 Hz bei zu niedriger und 1235 Hz bei zu hoher Eingangsfrequenz. Seither haben sich Sendefrequenzgenauigkeit und Verständlichkeit im Relaisverkehr in Schleswig-Holstein sehr verbessert.

Leider leiden viele gängige UKW-Transceiver unter Spannungs- und vor allem Temperaturabhängigkeit, die sich besonders im Winter stark auswirkt. Hiergegen sollten unsere Spezialisten doch einmal einen Nachstimm-Zusatz entwickeln.


OFFENBACH

Ihr 17. Seminar über „Funkentstörung nach VDE 0875“ führt die VDE-Prüfstelle in Offenbach am 12./13.11. durch. Behandelt werden ebenso rechtliche Grundlagen, wie Funkentstörungs-Meßtechnik, Maßnahmen zur Unterdrückung von Funkstörungen und die Bearbeitung von Funkstörungsmeldungen durch den Funkstörungsmeßdienst der Deutschen Bundespost. Auskünfte hierüber erteilt die VDE-Prüfstelle, ......


MÜNCHEN

„kWs auf KW“ – Kilowatts auf Kurzwellen: Die Relaisstation der Deutschen Welle auf Malta hat den Probebetrieb mit zweien ihrer drei 250-kW-Kurzwellensender aufgenommen. Libyen kündigt den Bau eines Kurzwellen-Zentrums mit 500-kW-Sendern an und auch Uganda will einen 500-kW-KW-Sender kaufen, „um sich in der ganzen Welt Gehör zu schaffen“.

Für das Tauziehen auf der ITU-Funkverwaltungskonferenz 1979 um evtl. freiwerdende Fernverkehrsfrequenzen haben Industrie und Rundfunkdienste der „aufstrebenden Nationen“ ihre Startplätze schon bezogen.


GREENVILLE

Unter „Weiterer Citizen-Band-Spaß, Fachrichtung Musik“ meldet HAM Radio Report im September: Der RCA-Schallplattenvertrieb hat ein neues Liedchen herausgebracht mit dem Titel: „Laßt uns gemeinsam fahren“ in dessen Versen den Fernfahrern unlizenzierter Citizen Band-Betrieb empfohlen wird, um Zusammenstöße mit „Smokey, dem Bär“ zu vermeiden, einem TV-Comic-Strip-Symbol für Ordnung und Recht. HR-Report meint dazu: Eine bemerkenswerte Ansicht für ein namhaftes Unternehmen, das sowohl eine große Rundfunksender-Kette, wie auch das Geschäft mit 11-m-Transceivern betreibt.


GREENVILLE

HAM Radio berichtet über den Empfang folgender 10-m-Baken in den USA im September: VP9BA 28.165 kHz, VE3TEN 28.175 kHz, ZC4CY 28.180 kHz, GB3SX 28.185 kHz, 3B8MS 28.190 kHz und DLØAR 29.000 kHz. Kein Wort von DLØIGI.


Ende des Deutschland-RS 32/74 vom 13.10.1974

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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