DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 38/74 VOM 24.11.1974

Redaktion: DL1FL


BERLIN

Die AMSAT-Deutschland freut sich, den erfolgreichen Start des neuen Amateurfunksatelliten OSCAR 7/W3OHI am 15.11., 17:11 UT von der Western Test Range der NASA in Vandenberg/Californien bekanntgeben zu können. Der Ausstoß von OSCAR 7 aus der 2. Stufe der Thor-Delta-Trägerrakete des Wettersatelliten NOOA 4 erfolgte etwa 77,5 Minuten später im Gebiet von Kreta. Der erste aufsteigende Äquatorüberflug ist damit auf 324° um 18:16 UT festgelegt. Der äquatoriale Versatz pro Umlauf soll jeweils 28,8° östlich betragen bei 115,116 Minuten Zeitdifferenz.

Wenige Sekunden nach dem Ausstoß begann in Betriebsart D (Batterieladung) die 70-cm-Bake auf 435,1 MHz mit der Aussendung der Kennung „HI“ (den letzten Buchstaben des Rufzeichens W3OHI) und von Telemetriedaten. Diese waren auch gleich in Deutschland an normalen 70-cm-Antennen mit etwa 25 dB über dem Rauschen zu empfangen. Auch Experten überraschte die Stärke des Dopplereffekts, der bei 70 cm rund 15 mal so stark wie bei der 10-m-Bake auftritt und ±11 kHz erreichen kann. Bei der Frequenzumtastung der Telemetriedaten der 70-cm-Bake mußte man etwa alle 20 Sekunden nachstimmen, um nicht negative Zeichen zu erhalten. Eine erste Auswertung der Telemetriedaten ergab einwandfreies Funktionieren aller Betriebsgruppen.

Das Umschalten auf den Betriebszustand A (mit Empfang auf 145,9 MHz ±50 kHz war für den 17., in Deutschland nicht hörbaren Umlauf vorgesehen. Am Sonntag den 17.11. war ab 19. Umlauf die Bake auf 29,002 MHz mit schneller Morse-Telemetrie zu hören und in den nächsten Umläufen wurden Stationen aus CN, DL, F, G, I, LA, OH, OZ und PA geloggt, wenn auch mit geringeren Lautstärken, als erwartet (d. h. kaum über S5 hinausgehend). Störend war auch das noch ziemlich rasche Fading, das sich bei stärkerer Auswirkung der magnetischen Stabilisierung verlangsamen dürfte.

Erste Erfassung und das Ausschwinden der Signale schien dem Zeitplan um 2–3 Minuten vorauszulaufen. Gegen Ende des Umlaufes 24 waren mit DX-Ton auch W2- und W8-Rufzeichen zu hören. Ab Umlauf 24 war die Telemetrie auf langsame Morsezeichen umgeschaltet worden.

Der Umsetzer von 432,150 MHz ±25 kHz auf 145,950 MHz ±25 kHz und die Bake auf 145,975 MHz werden ab Umlauf 29 eingeschaltet mit einer ersten Hörbarkeit hier am 18.11. ab 06:16 UT. Dieser Betriebszustand B soll künftig immer montags, donnerstags und samstags geschaltet werden, Mode A jeweils sonntags, dienstags und freitags.

OSCAR 7 ist ein Gemeinschaftsprojekt aus allen drei Regionen der IARU. Aus der Region 1 stammen: das Gehäuse und das Antennensystem, der 70-cm-/2-m-Umsetzer, der Batterie-Laderegulator und der 28-V-Regulator (DJ4ZC und DJ5KQ), aus der Region 2: der 2-m-/10-m-Umsetzer, der Morse-Telemetriegeber, die Steuer-Logik für die Betriebszustände, das Telegrafiezeichen-Speicherwerk, der Meßwertumschalter, die Sonnenzellen und die Batterien (K3JTE, W3GEY, W5CAY u. a.), sowie die 435,1-MHz-Bake (VE3QB, VE2AO). Die Region 3 lieferte dazu zwei redundante Kommandoauswerter und den Telemetrie-Geber (VK3ZPL, VK3BDS).

Für die überwiegend in Freizeitarbeit entworfenen und gebauten Geräte wurden – neben zahlreichen Materialspenden – in den USA rund 60.000 US$ ausgegeben, nicht eingerechnet weitere vierstellige Aufwendungen der AMSAT-DL. Eine professionelle Entwicklung und Fertigung hätte etwa 2 Millionen US$ erfordert.

Wenn Sie Ihrer Freude über den gelungenen Start von OSCAR 7 Ausdruck geben wollen, so am besten durch einen Finanzierungs-Beitrag an die AMSAT-DL in Marbach, Postscheckkonto ....., wobei aufgrund einer Spendenbescheinigung auch Ihr Finanzamt einen Anteil trägt.

Und nochmals: Die „Gebrauchsanweisung für OSCAR 7“ lesen Sie in der cq-DL Februar, S. 109 ff, eine Presse-Information erhalten Sie gegen 50 Dpf. SASE bei Alexander Schöning, DC7AS, ......


BAUNATAL

Im Monat Oktober wurden fast 340.000 QSL-Karten von der QSL-Vermittlung im Amateurfunk-Zentrum sortiert und zum Versand gebracht. 1/3 davon geht regelmäßig in alle Länder der Erde, 2/3, diesmal also über 200.000 Stück wurden an die rund 500 Ortsverbände verteilt. Bewältigt wird diese Arbeit von zehn Angestellten mit Hilfe der QSL-Adressiereinrichtung. Daß dadurch hohe Personal- und Porto-Kosten entstehen, dürfte jedem einleuchten. Wer anderen weismachen will, daß bei Einsparung von Beitragskosten eine Vermittlung solcher Kartenmengen auf dem Wohnzimmertisch per Hand durchgeführt werden kann, muß den Anschluß an die Entwicklung verpaßt haben.

Da gibt es doch übrigens eine Methode, teure Streichhölzer und Feuerzeuge einzusparen: Man nehme einfach zwei verschieden harte Stücke Holz und bohre genügend lange mit dem einen in dem anderen herum (nachzulesen bei Karl May und anderen Fachleuten).


KONSTANZ

Das UKW-Referat hat von der AMSAT-DL ausführliche Konstruktionszeichnungen für die Anfertigung von Diplexern – Sende/Empfangs-Weichen für UKW-Umsetzer – (mit Temperatur-Kompensation) erhalten, Interessenten wenden sich an das UKW-Referat.


DORSTEN

In der deutschen Wertung des IARU-Region-1-UHF/SHF-Contestes vom 05./06.10. ergab sich folgende Reihenfolge:

Sektion 3 unter 30 Einsendungen: DC8LRA mit fast 18.000 Punkten, DK7GRX mit über 14.000 Punkten, DC9ZUA mit reichlich 13.000 Punkten, DK6ASA mit über 12.000 Punkten und DL9AR mit 8500 Punkten.

Sektion 4 unter 9 Einsendungen von 70-cm-Portables: DK3FF 16.000 Punkte, DK4XI 9500 Punkte und DJ1WP gut 8000 Punkte.

Sektion 5 unter 11 Einsendungen von 23-cm-Feststationen: DCØDA mit 1280 Punkten, DJ6BUA mit 610 und DL9GU mit 580 Punkten.

Sektion 6 unter 3 Einsendern von 23-cm-Portables: DJ1WP mit 1580 Punkten.

Sektion 7 unter 3 Einsendern von 13-cm-Feststationen: DL3NQ mit 140 Punkten.


ROSDORF

Auf Anregung von DL1TQ wurde zur Förderung des Amateurfunks im schulischen Bereich das Schulmeister-Diplom RIA (Red Ink Award) geschaffen und vom DARC anerkannt. Es wird vergeben für 50 Punkte aus Verbindungen mit Stationen der bisher 290 Schulmeister umfassenden RIA-Liste (und künftigen Erweiterungen). Jedes erste QSO nach dem 01.01.1975 zählt dabei auf Kurzwellen einen, auf UKW zwei Punkte, Schulstationen zählen doppelt. Für jede weiteren 25 Punkte können Sticker erworben werden.

In die RIA-Liste können sich im Lehrberuf stehende Funkamateure aus aller Welt eintragen lassen. Auskünfte beim Diplom-Manager Heinz Bürger, DL1RA, ......


BRÜSSEL

Die Europäische Kommission hat dem Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft (EG) Richtlinien zur Angleichung der Rechtsvorschriften in den Mitgliedsstaaten über zulässige Grenzwerte und die Meßverfahren von Funkstörungen unterbreitet.


NANCY

Der Start von MIRABEL III am 01.09. war von Sturm und Regen beeinträchtigt. Erst nach Platzen von drei Ballons konnten die erforderlichen vier Trageballons aufgeblasen werden. Nach dem Start um 14:20 UT erreichte der Ballon während der Gesamt-Flugzeit von 30 Minuten maximal 3 km Höhe und ging bei 70 km/h Windgeschwindigkeit in 30 km Entfernung vom Startort nieder. DJ2RE konnte die Bake auf 145,2 MHz 13 Minuten nach Start erfassen und seine eigenen Zeichen 25 Minuten nach Start über den Transponder abhören. Fünf Minuten später war aber schon alles vorbei. Ein neuer MIRABEL-Start ist erst wieder für Frühjahr 1975 geplant.


NEWINGTON

Die Zahl der US-Amateurlizenzen der vergangenen Jahre erscheint der ARRL nachträglich dadurch aufgebläht, daß die Laufzeiten der Novice-Lizenzen damals auf zwei Jahre verlängert wurde. Da sich doch zahlreiche Anfänger nach zwei Jahren nicht höher qualifizieren und bestimmungsgemäß ausscheiden müssen, seien die hohen Abgänge zu erklären. Außerdem fällt in diese Zeit die Einführung von Genehmigungsgebühren durch die FCC die anscheinend zur Aufgabe ruhender Lizenzen führte. Die ARRL meint in den letzten Monaten wieder einen Aufwärts-Trend zu verspüren. Demgegenüber stellt FCC-Amateurfunk-Gruppenleiter Prose Walker, W4BW, einen derzeitigen monatlichen Rückgang um 350 Lizenzen fest. Von den 250.000 Lizenzinhabern hält er immerhin 72 % (rund 180.000) für aktiv!

Neidvoll blickt man in den USA auf die jetzt fast 400.000 Amateurlizenzen in Japan (mit einem jährlichen Zuwachs von 25 %), von denen allerdings 80 % nur Genehmigungen kleiner Leistungen für Telefonie besitzen.


WASHINGTON

Die Laufzeit von Amateur-Lizenzanträgen an die FCC beträgt z. Zt. etwa 25 Tage, für Citizen Bander die doppelte Zeit. Die FCC will die Bearbeitung bereits in Kontraktarbeit außerhalb des Hauses vergeben.

Im Rahmen der versuchsweisen Übertragung von Amateurfunkprüfungen an den Civil Service in einzelnen Distrikten (und der damit verbundenen Vervielfachung von Prüfungsorten) wurden jetzt an Prüfungszeiten festgesetzt: für die Allgemeine Klasse (General) 1½ Stunden, für die „Fortgeschrittene“ (Advanced) 1¾ Stunden und für die Extra-Klasse zwei Stunden.


HAMBURG

Der II. Senat des Oberverwaltungsgerichtes Harnburg hat aufgrund postalischer Anzeige dem mit 80 % Marktanteil größten „Wanzen“-Händler der Bundesrepublik Deutschland, Erwin Reichenberger am 16.09. die Konzession für seine Firma Micro-Electronic GmbH & Co. KG entzogen (wenigstens, soweit es Privatkunden anbelangt). Die von der Polizei beschlagnahmte Kundenkartei soll etwa 2000, z. T. recht honorige Namen einschließlich 30 Regierungskunden in aller Welt enthalten.

Eine offensichtliche Gesetzeslücke war es, daß in der Bundesrepublik lediglich die Benutzung, nicht dagegen Herstellung, Import, Vertrieb und Erwerb strafbar waren. Das Oberverwaltungsgericht begründet seine Maßnahme damit, daß es jeder Lebenserfahrung widerspricht, daß ein Käufer die (ja nicht gerade billigen) Geräte erwirbt, um sie dann etwa nicht zu betreiben. Der Gerätevertrieb führe also „mit Notwendigkeit auch zur Ingebrauchnahme, welche die öffentliche Ordnung beeinträchtigt“.

Die rechtswidrige Benutzung der Mini-Spione bedrohe die Würde des Menschen und seine Befugnis zu bestimmen, wer ein nicht öffentlich gesprochenes Wort hören soll. Das Gewicht der hier in Frage stehenden Rechtsgüter rechtfertige es, den Anfängen einer gefahrdrohenden Entwicklung durch die ungehinderte Verbreitung von Abhörgeräten entgegenzutreten.

Die Affäre wird möglicherweise noch das Bundesverfassungsgericht beschäftigen. Auf einer Konferenz Anfang September sollen sich die Innenminister und Innensenatoren der Bundesländer ebenfalls für eine Verschärfung der Minispion-Verordnung ausgesprochen haben.


Ende des Deutschland-RS 38/74 vom 24.11.1974

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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