DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 41/74 VOM 15.12.1974

Redaktion: DL1FL


BAUNATAL

An beiden vergangenen Wochenenden trafen sich der Geschäftsführende Vorstand des DARC und der Sprecher des Amateur-Rats in einem Ort an der Bergstraße. Es liegen 15 Bewerbungen für die vakante Stelle des Geschäftsführers vor, darunter 7 von Funkamateuren. Noch in diesem Monat sollen mit diesen Bewerbungsgespräche geführt werden mit dem Ziel, den Posten zum 01.02.1975 zu besetzen.

Weiter wurde eine Ausarbeitung beschlossen, die durch Aufklärung der Fehl-Interpretation, wie der Verwässerung des Begriffs „Funkamateur“ Einhalt gebieten soll (ohne daß eine überaus rasche Wirkung erwartet werden darf).

Weitere Berichte über diese Besprechungen werden – wie auch bisher üblich – den Distriktsvorsitzenden durch Rundschreiben, den Mitgliedern im Rahmen der Club-Mitteilungen in der cq-DL bekanntgegeben. Es wird aber auch weiterhin nicht üblich sein, diese Mitteilungen vorrangig notorischen Besserwissern zuzuleiten, um diesen etwa noch vor Bekanntgabe Gelegenheit zu geben, sie nörglerisch zu zerpflücken.

Eine Sitzung des Geschäftsführenden und des Erweiterten Vorstands ist für das 4. Februar-Wochenende 1975 vorgesehen.


BAUNATAL

Liebe OM, bitte denken Sie daran, Ihren evtl. erteilten Termin-Dauerauftrag zur Bezahlung des Mitgliedsbeitrags entsprechend den neuen Beitragssätzen ändern zu lassen. Die neuen Beitragssätze betragen: für Vollmitglieder: DM 65,–, für Jugendliche unter 18 Jahre und blinde Mitglieder DM 25,– und für Zweitmitglieder: DM 12,–.

Und ferner noch die herzliche Bitte, lassen Sie nach Möglichkeit den Jahresbeitrag Anfang 1975 in einer Summe überweisen, oder geben Sie uns eine Einzugsermächtigung für Ihren Jahresbeitrag. Sie helfen dadurch mit, die Verwaltungsarbeit zu verringern. Herzlichen Dank.


KEMPTEN

In der Nacht vom 06. auf den 07.12. verstarb 63jährig in einem Kemptener Krankenhaus OM Werner W. Diefenbach, DL3VD, Träger der Goldenen Ehrennadel des DARC, an den Folgen einer an sich gut verlaufenen Darmoperation. 1911 in Darmstadt geboren, studierte OM Diefenbach Rechtswissenschaft, Zeitungswissenschaft und Hochfrequenztechnik in Frankfurt/Main und Berlin. Schon während seines Studiums war er beim Rundfunk und im damaligen DASD tätig. Seit 1928 war er unter den Rufzeichen D4BEP und D4MXF QRV und ist dies unter seinem jetzigen Rufzeichen DL3VD stets geblieben. Als Redakteur der Funkschau war er ebenso bekannt, wie in seiner späteren Tätigkeit als Chefkorrespondent der Funk-Technik und als Verfasser vieler technischer Bücher. Seine besondere Stärke war die Praxis-Verbundenheit; seine Bauvorschläge waren sämtlich im eigenen technischen Labor entwickelt und geprüft. Eine Neuauflage seines Amateurfunk-Handbuches für Kurzwellen und UKW stand praktisch vor dem Abschluß. Schon durch dieses Werk, aber auch durch seine Bereitschaft zu ehrenamtlicher Mitarbeit im DARC (u. a. als langjähriger OVV des Ortsverbandes Kempten) hat er sich selbst in der Geschichte des deutschen Amateurfunks ein bleibendes Denkmal gesetzt. Wir werden ihn sehr vermissen!


WASHINGTON

Der vorige Deutschland-Rundspruch war gerade versandt, da meldet W3OHI – OSCAR 7 – am 03.12. über Codestore einen neuen Sendeplan für den Satelliten, nämlich Mode A (2 m/10 m) an allen ungeraden Tagen, Mode B (70 cm/2 m) an allen geradzahligen Tagen des Jahres (was im Dezember und Januar mit der Reihenfolge der Monats-Tage übereinstimmt).

Während die Bake auf 29,502 MHz recht gut aufzunehmen ist, scheinen die Signale bei der Umsetzung von 2 auf 10 m fast schwächer als bei OSCAR 6 zu sein. Vielleicht ist dies eine Folge größerer Inanspruchnahme und der größeren Bandbreite, die selbst Signale bei 29,520 MHz noch durchläßt. Um den Grund für diese relative Unempfindlichkeit des Umsetzers experimentell zu ermitteln, mußte der Sendeplan um die Monatswende mehrfach durchbrochen werden.

Eine Überraschung ist in den USA der gute Wirkungsgrad des 70-cm/2-m-Umsetzers mit etwa 80 kHz Bandbreite. Während Kalkulationen von 350 W erforderlicher ERP ausgingen, haben sich 80 W ERP als völlig ausreichend herausgestellt und selbst im mittleren Westen der USA konnten europäische 70-cm-Stationen auf 2 m gehört werden! Die 2-m-Bake liegt anscheinend auf etwa 145,??? MHz anstatt der erwarteten 145,980 MHz.

Den Telemetriedaten nach ist die Leistung der 70-cm-Bake bereits sehr stark abgesunken.

Aus Stromeinsparungsgründen beabsichtigt, wenn auch nicht angekündigt, war die „Space-only“-Tastung der RTTY-Telemetrie, welche eine Zusatzeinrichtung zum RTTY-Umsetzer erfordert. Wie beim Informationsdienst der AMSAT-DL stand das Telefon der AMSAT/USA in den ersten Wochen nach dem Start von OSCAR 7 nicht still. Während AMSAT-Präsident Perry Klein, K3JTE, endlich den immer wieder aufgeschobenen, wohlverdienten Urlaub antreten konnte, hatte die XYL von G3ZCZ/W3 den Telefondienst übernommen, mußte ihn aber wegen der Ankunft einer Harmonischen unterbrechen. Inzwischen dürfte Perry selbst wieder sein Amt angetreten haben.


KIEL

Eine einfache Methode, aus den Äquator-Durchläufen von OSCAR 7 die Angaben des nächsten OSCAR-6-Durchlaufes zu erhalten: Man zähle eine Stunde 8 Minuten, bzw. 15,2° hinzu, und zur Orbit-Nummer 9530.


TÜBINGEN

Besonders an die Funkamateure im südwestdeutschen Raum wendet sich der Vorsitzende der Sektion REF-FFA (Forces francaise en Allemagne) mit dem Angebot, sich am Betriebs-Funknetz der französischen Amateure in Deutschland zu beteiligen. An jedem 1. und 3. Sonntag im Monat werden ab 08:00 GMT auf der Frequenz 3670 kHz erst die Neuigkeiten der REF-Sektion bekanntgegeben und ein Bestätigungsverkehr durchgeführt. Danach wird ein allgemeines Rund-QSO gefahren. Die Leitstation DA2REF ist dabei von DL5UX, OM Gerard Lotigie oder vom Sektions-Vorsitzenden selbst, DA2SB, OM Jean-Paul Jacquot, die beide – neben zahlreichen anderen OPs im Funknetz – ein QSO in deutscher Sprache führen können. Dieser 14tägige Verkehr dient gleichzeitig als Funkübung des Eingreif-Funknetzes (Reseau d'intervention) der REF-FFA, das für Hilfe im Katastrophenfall oder auch bei Medikamentenanforderungen und anderen Einsätzen aufgestellt wurde. Dieses freiwillige Eingreif-Funknetz tritt im Notfall spontan auf der Netzfrequenz 3760 kHz in Aktion, wobei der Empfänger des Notrufes oder DA2REF als Leitstationen dienen.

So sehr Improvisation eine Stärke des Amateurfunks ist, wird die Wirksamkeit improvisierter Hilfeleistung doch sehr vom Zufall bestimmt. Eine Verbesserung der Wirksamkeit läßt sich aber nur durch einen eingeübten Verkehrskreis erzielen. Bei dem offiziellen Rückhalt, den das Eingreif-Funknetz der REF-FFA genießt, könnte es durchaus deutschen Funkamateuren zweckdienliche Anregungen geben. Schon aus diesem Grund sollten alle an der Ausweitung humanitärer Bestrebungen im Amateurfunk interessierten OM sich mit diesem Funknetz beschäftigen. Die Zusage, sich auch auf deutsch zu verständigen, dürfte der Einladung genügend Rückhalt verleihen.


MÜNCHEN

Die Titelseite der Funkschau Heft 25/1974 zeigt die QSL-Vermittlung im Amateurfunk-Zentrum des DARC jetzt mit zwei Eingabeplätzen und Verteilerbahnen für Parallelbetrieb, und ihr Erbauer Walter Ernst, DJ1MC, beschreibt die Wirkungsweise dieser Anlage auf den Seiten 983–986. Erwähnt sei, daß seit ihrer Aufstellung im Jahre 1972 rund 5 Millionen QSL-Karten über die Anlage vermittelt wurden.

Neben verschiedenen anderen Meldungen aus dem Gebiet des Amateurfunks enthält Heft 25 auch einen zweiseitigen Bericht über die Langwellen/Mittelwellen-Konferenz der ITU vom Oktober d. J., aus dem hervorgeht, in welch hohem Maße die Zukunft des internationalen Funkwesens von den Interessen afrikanischer, arabischer und asiatischer Staatengruppen geprägt wird.

Die Einführung frequenzsparender Modulationsverfahren im Rundfunkbetrieb (wie SSB) scheint aus Kostengründen in weite Ferne geschoben zu sein.


WIEN

Auf Zypern steht nicht nur ein österreichisches UNO-Kontingent, sondern auch eine Gendarmerie-Einheit aus Österreich. Während des überraschenden Ausbruchs der Zypernkrise im Sommer d. J. waren deren Nachrichtenverbindungen untereinander und mit der Heimat mehrfach unterbrochen worden. Natürlich sind mit den Nachrichtenverbänden auch österreichische Funkamateure auf Zypern im Einsatz (ebenso, wie übrigens in Syrien/YK).

Inzwischen hat der ÖVSV ein offizielles Dankschreiben des Österreichischen Innenministeriums erhalten, in dem es u. a. heißt:
„Während der Ereignisse auf Zypern im Juli und August d. J. waren sämtliche Nachrichtenverbindungen zwischen dem hohen Bundesministerium und dem Österreichischen Polizeikontingent auf Zypern unterbrochen. Während dieses Zeitraums haben sich einige Mitglieder Ihres Verbandes in anerkennenswerter Weise in den Dienst der guten Sache gestellt und den Nachrichtenverkehr zwischen dem auf Zypern dienstversehenden Gendarmerie-Inspektor Heinz Binder (OE3BHB) und dem hohen Bundesministerium aufrecht erhalten. In besonders vorbildlicher Weise hat sich hier Herr Günther Permesser (OE1PGW) bemüht, dem ein gesondertes Dankschreiben zugeht. Aber auch durch die Herren Prof. Prader (OE5FOL), Dr. Schantora (OE1SQ), Ing. Engel aus Wien und Ing. Gosch (OE6GC) hat das Bundesministerium für Inneres Nachrichten übermittelt erhalten.

Ich darf Sie bitten, diesen Herren, aber auch allen namentlich nicht genannten österreichischen Amateurfunkern, die in dieser schwierigen Zeit an der Übermittlung von Nachrichten nach Österreich teilgenommen haben, den verbindlichsten Dank des Bundesministeriums für Inneres auszusprechen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
gez. Sektionschef Dr. Oswald Peterlunger, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im Bundesministerium für Inneres.“


NEWINGTON

Das QST-Zitat des Monats (aus einem Bericht der FCC an den US-Congress zum Steuerjahr 1973): „Obwohl Amateurfunk in erster Linie ein persönliches Hobby darstellt, werden durch Funkamateure zahlreiche Einsätze im öffentlichen Interesse geleistet durch Nachrichtenübermittlung in Notfällen, wie Hurrikans, Überschwemmungen, Brand- und anderen Katastrophen. Amateurfunk hilft darüber hinaus, das Interesse unserer Jugend am Funk und an den Wissenschaften anzuregen und die Entwicklung des Funkwesens zu fördern.“ – Das war also eine Bewertung aus berufener Quelle, der Fernmelde-Behörde der USA.


ST. JOHNS

Als Beitrag zum Marconi-Gedenkjahr hat die kanadische Postverwaltung zum Gedenken an Marconis Ankunft in Neufundland am 01.12.1901 (vor der historischen Funküberbrückung des Atlantik) eine 8-Cents-Sonderbriefmarke herausgegeben. Sie zeigt das Kopfbild Marconis mit Blick über den Hafen von St. Johns.


KIEL

Vom 26.12. dieses bis zum 05.01. nächsten Jahres ruhen die Aussendungen des Deutschland-Rundspruchs. Nach der letzten Sendung dieses Jahres am nächsten Sonntag hören sie ihn also ab 12.01. wieder über die bekannten Rundspruch-Stationen. Redaktionsschluß wie immer am Sonnabend der Vor-Vorwoche (dann also 04.01.), damit er am Sonntag geschrieben und am Dienstag vom Amateurfunk-Zentrum aus versandt werden kann.


Ende des Deutschland-RS 41/74 vom 15.12.1974

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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Inhalt 1974 Rundspruch-Archiv