RUNDSPRUCH FÜR DIE DISTRIKTE BERLIN UND BRANDENBURG NR. 21/20 VOM 23.05.2020


ÜBERSICHT:


Funkbrücke Berlin – Westdeutschland steht

Jeden Morgen um 06:30 UTC finden sich Radiosportbegeisterte neuerdings auf einer 70-cm-Welle ein, um in einer längst vergessenen analogen Betriebsart mit einander zu telefonieren und Rapporte auszutauschen.

Im Zeitalter von QO-100 ist der Funkamateur längst entwöhnt von unzuverlässigen Funklinien hinter dem Horizont, doch der Reiz mit wenig Aufwand und kleinen Leistungen brauchbare Verbindungen herzustellen scheint ungebrochen. Horizontal polarisiert, 10 W in SSB (Einseitenbandtelefonie im oberen Seitenband), eine kleine 10-Element-Yagi – mehr braucht es nicht. Ganz Begeisterte schalten noch einen Feldverstärker hinzu um vielleicht 10, 12 dB lauter zu werden und den Regenwolken auf dem Ausbreitungsweg Paroli zu bieten. Wolfsburg (das ist die Stadt wo öfters einmal der ICE ohne Halt durchfährt...) und Bad Oeynhausen hören die Stimmen aus dem Osten der Republik mit QSA 4–5, jeden Tag aufs Neue. Und wenn es mal nicht klappt, es gibt ja noch den Satelliten.

Derartige Funkbrücken haben eine lange Tradition, im Kalten Krieg hatten nicht nur die offiziellen Dienststellen mittels Funkstrecken auf Kurzwellen und Ultrakurzwelle stabile Verbindungen für den Fall, dass die Leitungen durch die sowjetisch besetzte Zone ausfielen. Bereits 1948 hatte dazu die spätere Landespostdirektion Berlin in Witzleben die ersten erfolgreichen Linien bereitgestellt. Die Militärpolizei der USA hatte für die Strecke Dreilinden–Helmstedt eine Richtfunkstrecke bei 6-m-Wellenlänge bis zum Abzug 1990 vorgehalten. Damit war sogar ein Betrieb aus den fahrenden Konvois möglich. Die Antennenanlage am Checkpoint Alpha stand direkt an der Autobahn, nur gute 100 m hinter der Zonengrenze. Ein gestocktes System von 4 × 5-Element-Yagi-Antennen sorgte für Gewinn, die Mobilfunkgeräte hatten 75 W Sendeleistung und FM.

Eine weitere Funkbrücke sorgte in den Anfangszeiten des Fernsehens in den Westsektoren für die Bildsignalzuführung aus Hamburg (NWDR). Höhbeck an der Elbe war der westliche Standort, Witzleben anfänglich die Gegenstelle. Gesendet wurde im Band III in AM, in Berlin mehr schlecht als recht wetterabhängig empfangen und wiederausgestrahlt auf Kanal 7. Bei Sendungen aus Berlin wurde umgeschaltet, dann hörte Höhbeck. Bis zur Errichtung der Richtfunkstrecken zum Torfhaus im Harz waren diese Troposphärenlinien unverzichtbar, wollte man nicht nur Inselbetrieb machen.

Eine andere, aber einseitige, Relation war die Zuführung des Signals für die Sender der BBC im britischen Sektor. Die Mittelwellen und der lokale UKW-Sender wurden aus London mittels Ballempfang auf verschieden Kurzwellenkanälen versorgt, falls die Kabel einmal ausfielen. Das wurde jede Woche ausgiebig getestet, das schmale Einseitenbandsignal passte aber so gar nicht zu der ansonsten hervorragenden Audioqualität aus London. Selbstverständlich stellte die Landespostdirektion Berlin auch verschiedene Fernschreibkanäle zur Verfügung, doch das ist eine andere Geschichte.

Martin, DL7ARY


OV-Abende und aktuelle Termine für die Zeit vom 24.–30.05.

ALLE TERMINE FALLEN AUS!

JEDE WOCHE NOTFUNKRUNDE SONNTAGS 19:15 UHR AUF DBØWF 145,7625 MHz.


Das waren die Meldungen für die Distrikte Berlin und Brandenburg. Meldungen für den Rundspruch bitte an die Redaktion unter der eMail-Adresse rundspruch-bb@darc.de. Redaktionsschluss ist donnerstags um 20:00 Uhr. Das Rundspruch-Archiv findet man unter www.dl0bn.de.

73 vom Rundspruch-Redakteur Martin, DL7ARY


Ende des RSBB 21/20 vom 23.05.2020

Fehlerbeseitigung, PR- und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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